Digitalisierung versus Nachhaltigkeit?

Kerstin Kuba-Nimmrichter - Mo., 13.03.2023 - 16:55
Poster Digitale Nachhaltigkeit K.Kuba www.tibs.at Creative Commons BY-NC-SA 3.0 AT

Der allgemeine Hype rund um Digitalisierung und Künstliche Intelligenzen muss im Sinne einer umfassenden Betrachtungsweise auch die Diskussion über den riesigen Energiehunger aller digitalen Anwendungen beinhalten. Das Cloud Computing, also das Speichern in den sogenannten Datenwolken, hinterlässt zudem seine (ökologischen) Spuren.

The Shift Project hat bereits im Jahr 2019 festgestellt, dass das Internet - wäre es ein Staat- auf Platz sechs in Sachen Energieverbrauch ist. Doch das Problem kann nicht allein Apple, Microsoft und Amazon zugeschoben werden. Deren erklärtes Ziel ist die Klimaneutralität bis 2030. Jeder einzelne User, jede einzelne Userin ist gefordert.

Allzu oft verursacht man nämlich schon mit seinem persönlichen Nutzungsverhalten eine negative Ökobilanz, denn digitale Anwendungen kosten Energie. Was so einfach klingt, ist jedoch eine Herausforderung. Deshalb hat  Saferinternet einen Flyer (Mein Handy und das Klima) bzw. Unterrichtsmaterial zum Thema Digitalisierung und Klima entwickelt.

In dieser Grafik kann man die Verwendung von bekannten Apps in Echtzeit mitverfolgen. In zwei Minuten werden demnach weltweit unter anderem über 41 Millionen WhatsApp-Nachrichten verschickt, auf Instagram fast 100 000 Fotos geteilt und bei chefkoch.de beinah 10 000 Rezepte angesehen. Neun Menschen haben in diesen 120 Sekunden ihren Facebook Beziehungsstatus auf verheiratet geändert, Youtube hatte in dieser Zeitspanne fast 3,5 Millionen Views.

Dass diese Anwendungen auch COfreisetzen ist den wenigsten bewusst. Laut Think Digital Green verursacht eine WhatsApp-Textnachricht zwei Milligramm, das Versenden eines Bildes bis zu vier Milligramm CO. Die dazu notwendigen Server haben einen unglaublichen Energiehunger und auch Suchanfragen vergrößern den ökologischen Fußabdruck des Nutzers. Nachhaltige Suchmaschinen sind ein Schritt in die richtige Richtung!

Mit der Fernbedienung kann ein weiterer wertvoller Beitrag zum Erreichen der Klimaziele gemacht werden. Gerade beim Streaming ist leicht Abhilfe zu schaffen. Man müsste sich nur jeden Film und jeden Song herunterladen!  Eine Stunde Videostreaming, also das Abspielen von Inhalten über das Internet, erzeugt rund 175 Milligramm CO2.  Je besser die Bildqualität und je höher die Auflösung desto größer ist der Stromverbrauch.

Generell ist Mäßigkeit angesagt. Mit einer Nachricht, die man nicht verschickt, kann man zum Klimaretter werden ohne sich auf Fahrbahnen festkleben zu müssen. Klimahelden werden auch jene, die tausende Fotos nicht schießen und sie daher auch nicht speichern! Die Menge an gespeicherten Daten macht den großen Unterschied. Ausmisten und Löschen hilft also das Klima zu schützen. 

In der Betrachtungsweise hinsichtlich Energiebedarf sind ChatGPT und Co. besonders komplex. Hier sind aber nicht nur die täglichen, millionenfachen Aufrufe des Chatbots von AI gemeint.

Zu Beginn jeder Künstlichen Intelligenz steht das Training, das Anfüttern mit Daten, und eben dieses benötigt bereits eine unglaubliche Menge an (meist fossiler) Energie. Obwohl die KI zur Bewältigung aktueller Herausforderungen wie dem Klimawandel einen wesentlichen Teil beitragen kann, ist sie zu Beginn ein unglaublicher Energiefresser. Auf direkte Anfrage bei ChatGPT zum Thema Energieverbrauch in der Trainingsphase gibt es folgende Antwort: 

Einige Schätzungen gehen davon aus, dass das Training von GPT-3, einem ähnlichen Modell, bis zu 350.000 kWh an Energie verbraucht hat. ...

Zudem haben Unternehmen wie OpenAI und Google sich in den letzten Jahren dazu verpflichtet, den Energieverbrauch ihrer Rechenzentren und KI-Systeme zu reduzieren, um ihre Umweltauswirkungen zu minimieren.

Allerdings ist das Einsparen von Energie nicht nur Aufgabe der Branchenriesen wie Microsoft oder Amazon. Jeder einzelne kann seinen Beitrag leisten!

 

Quellen: