Zwischen Einsamkeit und Ideologie – Warum wir jungen Menschen besser zuhören müssen

Orientierungslosigkeit trifft auf toxische Antworten
Junge Männer stehen heute unter einem enormen Druck: stark, cool, selbstsicher, „männlich“ zu sein. Doch was passiert, wenn sie sich diesem Ideal nicht zugehörig fühlen? Wenn sie zweifeln, einsam sind, sich verloren fühlen? Dann geraten sie in eine gefährliche Grauzone – jene, in der Influencer wie Andrew Tate, Sneako oder Fresh&Fit aktiv sind. Sie bieten einfache Antworten auf komplexe Fragen und verkaufen toxische Männlichkeitsbilder als vermeintliche Lösung. Ihre Message ist heimtückisch: Frauen seien minderwertig, Mitgefühl sei Schwäche, Stärke bedeute Dominanz.
Algorithmen kennen kein Erbarmen
Bereits 12- bis 14-Jährige stoßen auf TikTok, YouTube Shorts oder Discord auf Inhalte, die frauenverachtende Narrative (Ein Narrativ ist eine Art, wie über etwas erzählt wird, zum Beispiel über ein Land, eine Person oder ein Ereignis) als „coole Wahrheit“ inszenieren. Algorithmen spielen dabei eine zentrale Rolle. Was harmlos mit „Dating-Tipps“ beginnt, kann rasch in einer Spirale der Radikalisierung enden. Eltern und Lehrpersonen merken davon oft zu spät etwas – die Saat ist längst aufgegangen.
Was wir tun können – und müssen
Wir sind dieser Entwicklung nicht hilflos ausgeliefert. Wir können und müssen aktiv gegensteuern. Indem wir zuhören – wirklich zuhören, ohne sofort zu bewerten. Indem wir Gespräche über Gefühle, Selbstwert und Rollenbilder ermöglichen. Indem wir aufklären – über Manipulation, Ideologien und Algorithmen. Und indem wir jungen Menschen Vorbilder bieten, die Stärke mit Empathie vereinen. Denn: Wer Kindern Orientierung geben will, muss nicht nur Fakten liefern, sondern auch Menschlichkeit.
Lücken schließen, bevor andere sie füllen
Radikale Ideologien wachsen dort, wo wir Lücken lassen. Diese Lücken zu füllen, ist nicht allein Aufgabe von Schule oder Elternhaus. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Nähe, Haltung, Reflexion – das sind unsere Werkzeuge. Wer junge Menschen wirklich erreichen will, muss ihnen mehr bieten als Unterricht. Er muss ihnen das Gefühl geben, gesehen, gehört und ernst genommen zu werden.
Junge Menschen, insbesondere Burschen im Alter zwischen 12 und 14 Jahren, sind in einer Phase der Identitätsfindung besonders anfällig für radikale Narrative, die über soziale Medien gezielt verbreitet werden. Toxische Männlichkeitsbilder, Misogynie (Frauenfeindlichkteit) und ideologische Vereinfachungen erreichen sie oft unter dem Deckmantel von Unterhaltung. Algorithmen verstärken diese Inhalte und erschweren eine kritische Auseinandersetzung. Schulen, Eltern und die Gesellschaft stehen vor der Aufgabe, frühzeitig gegenzusteuern – durch Aufklärung, authentisches Zuhören, das Thematisieren von Gefühlen und das Bereitstellen von Vorbildern, die Stärke mit Empathie verbinden. Nur so lässt sich verhindern, dass diese Lücken von destruktiven Ideologien gefüllt werden.
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