Nachlese: 7. eFuture-Day am 28.03.2019

Tiroler Bildungsservice - TiBS - Do., 04.04.2019 - 19:20
eFD 2019Dieter DraxlDieter Draxl(c)

Text: Dieter Draxl

Am 28. März 2019 fand der 7. eFuture-Day Tirol im Bildungshaus Grillhof bei Vill statt. Organisiert wurde diese Fortbildungsveranstaltung vom bewährten Team um Andrea Prock, Helmut Hammerl, Anita Eller, Michael Feistmantl, Markus Fillafer, Ortrun Gröblinger und Michael Kern.

Schwerpunkte wurden heuer gesetzt zu Themen aus den Bereichen:

  • Digitale Grundbildung
  • Digital inklusive Fachdidaktik
  • Medienbildung/Medienpädagogik

Kooperationspartner waren wie bisher die Pädagogische Hochschule Tirol, die Bildungsdirektion für Tirol, der Tiroler Bildungsservice, das Medienzentrum des Landes Tirol, die Universität Innsbruck und das Bundesministerium für Bildung (Initiative eEducation Austria).

Nach der Begrüßung der Teilnehmer/innen, E-Learning-Beauftragten und Schulleiter/innen, durch Andrea Prock und Helmut Hammerl erfolgten einleitende Worte von Dr. Paul Gappmaier, Bildungsdirektor für Tirol und Mag. Martin Bauer, Leiter  der Abteilung II/8 (IT-Didaktik und digitale Medien) am BMBWF.

Dr. Gappmaier verwies auf die Digitalisierungsoffensive des Landes Tirol. 50 Millionen Euro sollen dabei zur Verfügung gestellt werden, davon 5 Millionen Euro zum Ausbau der Infrastruktur für Tiroler Schulen. Schule muss in der Entwicklung digitaler Kompetenzen reagieren, denn ohne den Erwerb dieser 4. Kulturtechnik würde unser Land in allen Bereichen zurückfallen.

Mag. Bauer präsentierte den "Masterplan für die Digitalisierung im Bildungswesen" des BMBWF, an dem seit Herbst 2018 gearbeitet wird. An erster Stelle steht dabei die digitale Grundbildung. Die Lehrpläne für die Primarstufe und die Sekundarstufe 1 werden adaptiert. Digitale Kompetenzen müssen in allen Schulfächern vermittelt werden. Ein Pflichtfach "Digitale Grundbildung" mit Notengebung ist unerlässlich ebenso wie eine gediegene Ausbildung der Lehrenden verbunden mit der Schaffung eines Lehramtes.

Im Anschluss an die einleitenden Worte wurden von den beiden Ehrengästen Zertifizierungstafeln an folgende neue eEducation-Expert(plus) Schulen verliehen:

  • Volksschule Arzl, Innsbruck
  • BRG/BORG Landeck
  • BRG/BORG Telfs
  • NMS Jenbach 2 
  • NMS Kettenbrücke, Innsbruck
  • NMS Lienz Nord
  • NMS Mieming
  • NMS Nußdorf/Debant
  • NMS St. Anton
     
Expert plus- SchulenFoto: Dieter DraxlDieter Draxl(c)

 

Die erste Keynote wurde von Julia Althoff aus Berlin zum Thema "Wie erreiche ich junge Menschen mit meiner Botschaft im Netz?" vorgetragen. Frau Althoff gab einen beispielhaften Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Medieninitiative MESH Collective, über ihre Kampagnen, ihre Struktur, ihre Inhalte, Ziele und Arbeitsweise.
MESH Collective ist eine preisgekrönte Bildungsinitiative aus Deutschland und hat das Feld der außerschulischen, digitalen Jugendbildung in den letzten zehn Jahren in Pionierarbeit maßgeblich geprägt.


Aussagen der Keynote:

  • Man kann auf analoge Kommunikation nicht verzichten.
  • Mit lustigen Videos weckt man Interessen.
  • Auch Beauty-Blogger/innen und Influencer/innen schaffen gesellschaftliches Engagement.
  • Politische, soziale, wirtschaftliche Inhalte sollen unbedingt in den sozialen Medien platziert werden.
  • Auch Youtuber/innen können demokratische Werte vermitteln.
  • Anbiederung bei Jugendlichen zieht nicht.
  • Bei der Entwicklung und Ausarbeitung von Inhalten über Blogs, Videos, Mobs, Animationen, DIYs, Comedy Livestreams, Quizshows etc. haben die Journalistinnen und Journalisten in den Hintergrund zu treten – die Jugendlichen sind das Sprachrohr.
  • Die Kampagnenentwicklung erfolgt in vorbereitenden Workshops.
  • Die Einbindung von bekannten Blogger/innen und Influencer/innen kann nicht kostenlos erfolgen – sie müssen auch finanziell entschädigt werden.
  • Die Community bestimmt die Inhalte.
  • Die Unterstützung von Stiftungen und Institutionen ist wichtig – im Falle des MESH Collective waren dies bisher die bpb, die Robert-Bosch-Stiftung, die Bertelsmann-Stiftung, ARTE, die Joachim-Herz-Stiftung, das dt. Familienministerium u.a.

Julia Althoff

Julia AlthoffFoto: Dieter DraxlDieter Draxl(c)

 

In den darauffolgenden Pecha-Kucha-Beiträgen erfuhren die Zuhörer/innen, wie und unter welchen Voraussetzungen Digitale Grundbildung und damit digitale Kompetenzen an 3 Beispielschulen, nämlich an der NMS St. Anton, der NMS Jenbach 2 und am BRG/BORG Landeck vermittelt werden.

Die 2. Keynote befasste sich mit "Digitalisierung inklusiv gestalten". Der Referent, Dr. Alexander Schmölz, ist geschäftsführender Leiter des Österreichischen Instituts für Berufsbildungsforschung und Gastprofessor am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien. Er forscht und lehrt im Bereich der digitalen Didaktik mit Fokus auf digital storytelling, digital game-based learning und künstlicher Intelligenz und arbeitet vor allem an der Förderung von Inklusion, Kreativität und der Entwicklung von Studien für politische Entscheidungsträger.
Die fortschreitende Digitalisierung in den Bereichen "DIY - Medien, Internet of Things, und Automated Logistics" stellt eine besondere Herausforderung für die Zukunft unserer Jugend dar. Es gilt, die digitale Kluft (second-level-divide) aufzuhalten, ja vielleicht sogar zu überwinden. 

Dass das Können und Wissen der sogenannten "digital natives" ein Mythos ist, dürfte in der Zwischenzeit bekannt sein. Die Jugend von heute hat zwar kein Problem mit dem Zugang zu digitalen Medien, aber bei sehr vielen fehlt die Kompetenz für eine weiterführende Nutzung, Wisch- und Klickkompetenzen sind zu wenig. Selbst unter Bildungsinstitutionen in Österreich herrscht eine immense Kluft – so sind z.B. viele Berufsschulen in Wien weitaus schlechter ausgestattet als die zertifizierten Expert-plus-Schulen in Tirol.

Um die Kluft zu überwinden, muss "inklusiv" gedacht werden. Besonders betroffen von dieser Kluft sind Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Personen mit chronischen Krankheiten, Personen mit Fluchterfahrung und Migrationshintergrund, erwerbslose ältere Menschen, Alleinerzieher/innen, insbesondere Frauen, und immer häufiger Kinder und Jugendliche. 

Daher sind folgende Maßnahmen wichtig:

  • Was brauchen wir? Gibt es ein Modell der digitalen Kompetenz?
  • eine Ausbildungsordnung, Curricula
  • eine Ausbildung für Lehrende
  • eine Prüfungsordnung
  • Kompetenztests
  • eine gültige Zertifizierung

Österreichweit mangelt es dabei an einigen Punkten mit einem sichtbaren West-Ost-Gefälle, vor allem im Bereich der Ausbildung von Lehrenden. Tatsache ist auch, dass Lehrer/innen vermehrt für administrative und dokumentarische Arbeiten zu Lasten von Unterricht "missbraucht" werden. Manche Lehrer/innen fühlen sich heute mehr als "Checkboxmeister/innen" und weniger als Unterrichtende. Es darf nicht vorausgesetzt werden, dass alle Lehrenden grundsätzlich das technische Fachwissen besitzen, um einen Unterricht mit digitalen Medien bewerkstelligen zu können. Es fehlt vielerorts einfach an technisch versiertem Personal ebenso wie an administrativen Hilfskräften, welche Lehrende "befreien" könnten. 
Beispielhaft stellte Dr. Schmölz die Forderungen einer dänischen NGO (http://gamegirlworkshop.org/) für einen Schulworkshop vor, dessen Rahmenbedingen hier in Österreich kaum oder nie erfüllbar wären:

Wir benötigen 2 IT-Räume ganztägig nutzbar für 3 bis 5 Tage, einen lokal vorhandenen technischen Support in diesem Zeitraum, alle nötigen Passwörter für das IT-System und Zugang zu den Servern, um Programme installieren zu können.

Dr. Alexander Schmölz

Alexander SchmölzFoto: Dieter DraxlDieter Draxl(c)

 

Nach der Mittagspause standen in drei Runden 18 interessante Kurzreferate am Programm.

Übersicht über die Inhalte der Keynotes und Kurzreferate
 

Am Ende des eFuture-Days wurden dann die Gewinner/innen des alljährlich stattfindenden QR-Code-Quiz ermittelt. Diesmal gab es zu gewinnen:
1. Preis: ein iPad (Fa. IT-Team)
2. Preis: ein Dell-Monitor (ACP)
3. Preis: ein LEGO-WeDo-Baukasten (AustroTec)


Ein Dank erging schließlich an das Veranstaltungsteam des eFuture-Days, insbesondere an Andrea Prock und Anita Eller.

Weblinks: