Klimaspiel Keep cool

Logo von Keep Coolclimate-game.net (Screenshot by Gerald Perfler)http://www.climate-game.netCopyright by climate-game.net

Die Mechanismen von Klima und Klimapolitik sind oft sehr komplex, vor allem wenn Beteiligte bzw. Betroffene unterschiedliche Ziele verfolgen, die es gilt unter einen Hut zu bringen. Um Schüler_innen jene Probleme, die sich in einem solchen Zusammenhang ergeben können, anschaulich näher zu bringen, eignen sich oft vor allem Diskussionen bzw. Spiele. Ein solches Spiel wäre zum Beispiel das Spiel "Keep Cool", das hier kurz vorgestellt werden soll.

Ursprung von Keep Cool

Die Idee für das Spielkonzept von Keep Cool geht zurück auf Klaus Eisenack und Gerhard Petschel-Held, die beide als Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK nach einem Weg suchten, um anschaulich auf die Themen Klimawandel und Klimaschutz aufmerksam zu machen. Aus dieser Zusammenarbeit entstand dann das Brettspiel Keep Cool, welches erstmals 2004 erschienen und mittlerweile auf Grund des großen Erfolgs bereits in der 4. Auflage erhältlich ist.

Angebot und Voraussetzungen

Durch den großen Erfolg der Spielidee von Keep Cool wurde und wird die Palette von Keep Cool um weitere Angebote erweitert. Dies ist vor allem deshalb interessant, da die Onlineangebote kostenlos sind. Aktuell gibt es somit folgende Möglichkeiten um Keep Cool zu spielen:

  • Brettspiel: Das Brettspiel Keep Cool ist mittlerweile in der 4. Auflage erschienen und kostet ca. 30 Euro.
  • Keep Cool Online: Hierbei handelt es sich um die Betaversion einer Onlineumsetzung des Brettspiels Keep Cool in Kooperation mit Schulen ans Netz, welche aber voll funktionsfähig ist. Sie ist kostenlos spielbar, erfordert jedoch das ebenfalls kostenlose Anlegen eines Spielleiteraccounts. Diese_r kann dann Spiele starten (und die entsprechenden generierten Zugangscodes an die Spieler verteilen) bzw. bereits laufende Spiele verwalten.
  • Keep Cool Online 2: Keep Cool Online 2 wird von Studierenden der Hochschule Bremerhaven realisiert und ist zur Zeit im Stadium eines Prototyps. Die Grundfunktionen des Spiels sind zwar bereits umgesetzt, aber einige Teile müssen erst fertig gestellt werden. Da dem Spiel somit derzeit wesentliche Elemente fehlen, ist diese Version vorerst eigentlich nur für einen kurzen Einblick in die prinzipiellen Spielmechanismen geeignet und vermittelt noch nicht die volle Komplexität und Spieltiefe. Dennoch kann Keep Cool Online 2 bereits jetzt kostenlos und ohne Registrierung online mit jedem Browser gespielt werden, auch wenn es noch nicht ganz fertiggestellt wurde.

Zur Zeit wird an der Entwicklung einer mobilen Version von Keep Cool für Tablets und Smartphones gearbeitet. Erste Testrunden für interessierte Klassen sollen im Februar 2016 starten.

Zielgruppe

Keep Cool wurde für Jugendliche ab ca. 14 Jahren entwickelt, bei entsprechender Begleitung und Vorbereitung kann das Alter aber auch darunter liegen.

Spieldauer

Da die Spieldauer sehr stark von den Verhandlungen der Spieler_innen untereinander abhängt, kann eine durchschnittliche Spieldauer nur schwer angegeben werden. Bei entsprechend verhandlungs- und kommunikationsfreudigen Spielern kann das Spiel leicht eine Unterrichtsstunde überschreiten, wenn nicht sogar mehrere.

Hintergrund des Spiels

In Keep Cool übernehmen 3 bis 6 Spieler_innen jeweils die Rolle einer Ländergruppe und versuchen dann das jeweilige wirtschaftliche und politische Ziel zu erreichen. Während das wirtschaftliche Ziel dabei allen Mitspieler_innen bekannt ist und auch ganz ohne Kooperation erreicht werden kann, bleibt das politische Ziel den anderen verborgen und kann nur durch Zusammenarbeit erfüllt werden. Es ist somit notwendig mit anderen Ländergruppen zusammenzuarbeiten um beide Ziele zu erreichen und das Spiel zu gewinnen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich das Klima wandelt und immer wieder Katastrophen eintreten. Die einzelnen Spieler_innen müssen also zusätzlich dafür sorgen, dass der Klimawandel nicht allzu schnell und heftig eintritt und rechtzeitig geeignete Schutzmaßnahmen treffen bzw. in Forschung investieren. Ist das Klima erst einmal außer Kontrolle geraten, ist das Spiel vorbei - und zwar für alle. In diesem Fall haben dann alle Spieler_innen gemeinsam verloren - wie im richtigen Leben. Es gilt also in diesem Spiel sowohl die eigenen Interessen zu verfolgen (um letztendlich zu gewinnen) als auch die Interessen der Mitspieler_innen zu berücksichtigen (denn ohne Zusammenarbeit kann man sein politisches Ziel in der Regel nicht erreichen) und dazu noch gemeinsam den Klimawandel im Griff zu behalten (damit nicht alle gemeinsam verlieren).

Kurze Spielanleitung

Nachdem jedem_jeder Spieler_in eine Ländergruppe mit den entsprechenden politischen und wirtschaftlichen Zielen zugeteilt wurde, kann das Spiel beginnen. Das Spiel geht über mehrere abgeschlossene Spielrunden (die jeweils einem Jahr entsprechen), wobei alle Spieler_innen gleichzeitig ihre Runde spielen. Jede dieser Runden besteht aus 4 Phasen:

  • 1. Phase (Einnahmen): Alle Ländergruppen erhalten die entsprechenden Einnahmen - sei es durch die eigenen Fabriken, oder durch Spenden oder durch Kredite von Ländergruppen.
  • 2. Phase (Aktionen): In dieser Phase können folgende Aktionen durchgeführt werden:
    • Bau neuer Fabriken: bringt ein höheres Einkommen.
    • Kauf von Schutzbriefen: um sich vor den Auswirkungen von Klimaereignissen zu schützen
    • Abriss alter Fabriken: bringt Geld und senkt eventuell die Klimabelastung.
    • Einzahlung in einen Innovationsfonds: treibt die Forschung voran, was zu sinkenden Preisen für neue Fabriken führt, wenn alle Ländergruppen zusammen eine gewiße Summe eingezahlt haben. Es muss aber niemand einen Beitrag leisten.
    • Geld an andere Ländergruppen überweisen: als Förderung oder Kredit um eigene Ziele zu erreichen oder andere Ländergruppen zu Klimaschutzmaßnahmen zu bewegen und damit nicht gemeinsam zu verlieren.
  • 3. Phase (Auswertung): Hier werden für alle sichtbar die Handlungen der einzelnen Ländergruppen, welche in der Runde stattgefunden haben, sowie deren Fortschritt bei den wirtschaftlichen Zielen angezeigt. Dazu bekommt jede einzelne Ländergruppe den Fortschritt bei den eigenen politischen Zielen angezeigt (jede Ländergruppe sieht hier nur den eigenen Fortschritt). Zum Abschluss werden die Auswirkungen auf das Klima neu berechnet und das Klimabaromter (Karbometer) entsprechend angepasst.
  • 4. Phase (Ereignis): Ganz zum Schluss einer Runde treten noch Ereignisse ein, die entweder nur einzelne Ländergruppen oder aber auch alle Ländergruppen gemeinsam treffen können. Dabei wird unterschieden zwischen Ereignissen, die sofort eintreten, und jenen, die nur eintreten, wenn das Karbometer einen bestimmten Wert überschritten hat. Wenn eine Ländergruppe von einer Katastrophe betroffen ist, müssen die entsprechenden Kosten (abzüglich etwaiger Schutzstufen) von dieser bezahlt werden. Reichen die Geldmittel dafür nicht aus, können Fabriken verkauft werden oder die betroffene Ländergruppe erhält von anderen Ländergruppen eine finanzielle Unterstützung (als Spende oder Kredit). Kann eine Ländergruppe das Geld nicht aufbringen und gelingt es auch nicht andere Ländergruppen zur Finanzierung zu gewinnen, so ist das Spiel verloren - und zwar für alle.

Gewonnen hat jene Ländergruppe, der es gelingt, sowohl das politische als auch das wirtschaftliche Ziel zu erreichen, bevor das Weltklima kippt und dem Spiel ein jähes Ende bereitet.

Screenshots

Screenshot von Keep Cool Onlinespielbar.de (Screenshot by Gerald Perfler)http://www.spielbar.de/neu/wp-content/uploads/2010/02/KCO3_800x660.jpgCopyright by spielbar.de
Screenshot von Keep Cool Online 2kco2.hs-bremerhaven.de (Screenshot by Gerald Perfler)http://kco2.hs-bremerhaven.deCopyright by kco2.hs-bremerhaven.de

Fazit

Wer auf der Suche nach einem Spiel ist, in dem einerseits Klimawandel und Klimapolitik thematisiert werden und andererseits Schüler_innen miteinander diskutieren und verhandeln können, ist bei Keep Cool gut aufgehoben. Man sollte dabei aber im Hinterkopf behalten, dass das Spiel durchaus einige Zeit dauern kann, vor allem wenn die Schüler_innen wirklich damit beginnen sollten ausführlich zu diskutieren und zu verhandeln. Man sollte somit ausreichend Zeit für das Spiel einplanen, vor allem für das erste Spiel, wenn die Spielregeln noch nicht bekannt sind. Eine Unterrichtsstunde ist für das Spiel ziemlich sicher zu wenig. Bezüglich der beiden vorhandenen Versionen würde ich zur Zeit Keep Cool Online 2 nur empfehlen, wenn jemand einen kurzen Überblick über das Spiel gewinnen will, ohne sich dafür registrieren zu müssen. Denn in dieser Version fehlen doch noch einige wesentliche Elemente (Stand: 08.12.2015).  Da das Anlegen eines Spielleiteraccounts für Keep Cool Online aber ohnehin kostenlos ist, spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, wenn man sich gleich jene Version ansieht, in der bereits alle Elemente umgesetzt sind.

Somit bleibt mir nur noch zu sagen: Viel Spaß mit dem Spiel - egal in welcher Version - und "Keep Cool".

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