Katakombenschulen

Tiroler Bildungsservice - TiBS - Mo., 20.01.2020 - 13:27
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Während der Zeit des italienischen Faschismus und den damit verbundenen Italienisierungsmaßnahmen wurde mit dem Lex Gentile vom Oktober 1923 verfügt, dass ab dem Schuljahr 1925/26 in allen Südtiroler Schulen Italienisch als ausschließliche Unterrichtssprache zu gelten habe. Nur der Religionsunterricht durfte aufgrund der Lateranverträge weiterhin auf Deutsch abgehalten werden. Auch in den Kindergärten wurde die deutsche Sprache verboten, ebenso per Dekret vom November 1925 jeder Privatunterricht in Deutsch durch Eltern in privaten Spielstuben.

Es entstand ein Netz von Untergrundschulen, um den Südtiroler Kindern einen Unterricht in ihrer Muttersprache zu ermöglichen. In den illegalen Katakombenschulen wurden rund 30.000 Schüler/innen auf Deutsch unterrichtet. Anfänglich konnten die jungen Lehrerinnen in Südtirol ausgebildet werden, später nur noch in Kursen im Ausland. Die Lehrerinnen, getarnt als Bäuerinnen, trafen sich nach dem Unterricht in der italienischen Volksschule mit den Kindern nachmittags auf Bauernhöfen oder in Gasthäusern zum Deutschunterricht. Wenn eine Katakombenschule verraten wurde, mussten Lehrerinnen und Eltern mit hohen Geldstrafen, Freiheitsstrafen oder Verbannung rechnen. 

Während des Zweiten Weltkriegs durften ab 1939 im Rahmen der Option Kinder aus Optantenfamilien wieder auf Deutsch unterrichtet werden. 1943 wurde mit der Besetzung Südtirols durch deutsche Truppen deutscher Schulunterricht wieder zugelassen. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte das deutsche Schulwesen in Südtirol unter demokratischen Bedingungen neu gestaltet werden. Das Südtiroler Autonomiestatut gewährleistet heute ein öffentliches Schulsystem mit deutscher und ladinischer Unterrichtssprache.

Verwendete Quelle:
Wikipedia: Katakombenschule

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