Reading Coach in Microsoft Teams für motivierende Leseförderung

Ein digitaler Lesetrainer mit Unterstützung künstlicher Intelligenz
Lesekompetenz ist eine Schlüsselfähigkeit für schulischen Erfolg und das Lernen im digitalen Zeitalter. Der Reading Coach (im Deutschen oft Lesecoach genannt) ist ein neues Werkzeug in Microsoft Teams, das genau hier ansetzt. Es handelt sich um ein kostenloses Tool innerhalb der Lernbeschleuniger von Microsoft, das mit künstlicher Intelligenz individuelle Leseübungen für Schülerinnen jeden Alters bietet. Der Reading Coach analysiert das laut vorgelesene Lesetempo, die Genauigkeit und die Aussprache der Lernenden und passt die Übungen automatisch an deren Können und Schwierigkeiten an. Die Kinder können dabei in ihrem eigenen Tempo üben, sei es im Klassenzimmer oder zu Hause, ohne Scheu vor einer direkten Publikumsreaktion. Das Ergebnis ist eine motivierende und sichere Umgebung, in der die Schülerinnen selbständig an ihrer Leseflüssigkeit arbeiten können.
Funktionen des Reading Coach im Überblick
Der Reading Coach bietet eine Reihe innovativer Funktionen, um das Lesen lernen spannender und effektiver zu gestalten. So verwendet das Tool KI, um personalisierte Übungstexte zu erstellen, die auf das individuelle Leselevel und die Interessen der Lernenden abgestimmt sind. Neu ist insbesondere der Modus „Geschichte erstellen“. Hier wählt der Schüler eine Figur, einen Handlungsort und sein ungefähres Leseniveau aus. Daraufhin generiert der Coach eine passende, kindgerechte Geschichte, die jedes Mal einzigartig ausfällt. Alternativ stehen über eine integrierte Bibliothek zahlreiche kuratierte Texte (Fiktion und Sachtexte, nach Schwierigkeitsgrad sortiert) zur Verfügung, oder die Lehrkraft bzw. der Lernende kann eigene Unterrichtstexte einfügen. In jedem Fall analysiert der Reading Coach das Vorlesen per Spracherkennung und erkennt dabei jene Wörter, die dem Kind Schwierigkeiten bereiten. Direkt im Anschluss erhält der Lernende eine Rückmeldung. Problematische Wörter werden hervorgehoben und können gezielt geübt werden, etwa durch das Silbenaufteilen zur Aussprachehilfe oder das Einblenden eines Bildes aus dem Bildwörterbuch. Diese sofortige Feedbackkultur hilft den Kindern, Fehler selbst zu erkennen und schrittweise auszubessern. Positives Verstärken kommt dabei nicht zu kurz. Für korrekt gelesene Wörter und absolvierte Übungen vergibt der Coach virtuelle Abzeichen und schaltet neue Figuren oder Hintergründe für weitere Geschichten frei, was selbst skeptische Schüler:innen motiviert.
Eine besondere Stärke des Reading Coach ist die nahtlose Integration in Microsoft Teams. Für Lehrkräfte bedeutet dies, dass sie den Lesecoach ganz einfach über Teams-Aufgaben nutzen können. Wird in Microsoft Teams eine Leseübung mit dem Tool Lesefortschritt erstellt, ist der Lesecoach standardmäßig aktiviert und unterstützt die Schülerinnen automatisch beim Üben. Die Auswertungen der Leseleistung (wie Fehlerwörter, ausgesprochene Wörter pro Minute und Genauigkeit) stehen der Lehrperson übersichtlich in Teams zur Verfügung. So spart man wertvolle Unterrichtszeit bei der Korrektur, denn das System übernimmt die erste Analyse. Dank der Kopplung mit dem bewährten Immersive Reader (auf Deutsch Plastischer Reader) ist der Lesecoach zudem inklusiv gestaltet. Alle Übungstexte können bei Bedarf in einfachem Layout, mit Sprachausgabe oder Übersetzungen angezeigt werden. Das Tool eignet sich damit auch hervorragend für schüchternere Leser, für Schülerinnen mit Legasthenie oder für Fremdsprachenlernende, da es eine geschützte Übungsumgebung bietet, in der jede:r im eigenen Tempo Fortschritte machen kann.
Microsoft entwickelt den Reading Coach kontinuierlich weiter. Anfang 2023 wurde er zum Beispiel so erweitert, dass er nun direkt im Plastischen Reader als Lesehilfe genutzt werden kann, und das in über hundert Sprachen. Damit können Lernende auch unabhängig von einer konkreten Teams-Aufgabe jeden beliebigen Text (etwa einen Webseiten-Artikel oder ein E-Book) im Immersive Reader öffnen, laut lesen und vom Coach Feedback erhalten. Ebenfalls neu hinzugekommen ist die Möglichkeit, den Lesecoach außerhalb von Teams zu nutzen. Über die Web-App oder Windows-App Reading Coach Online können Schüler:innen sich mit ihrem Schul- oder Privatkonto anmelden und eigenständig weiterüben, zum Beispiel in den Ferien, um ihre Lesefähigkeiten auch über die Sommerpause hinweg zu erhalten.
Praxisbeispiele für den Unterricht
Die folgenden Anwendungsszenarien zeigen, wie Lehrkräfte den Reading Coach sinnvoll im Schulalltag einsetzen können.
Individuelles Üben ohne Druck
Schüler:innen nehmen ihre Leseübungen per Reading Coach selbst auf, zum Beispiel entspannt zuhause auf dem Sofa, und bauen so ihre Vorlesefähigkeit ohne Lampenfieber auf. Die Hemmung, vor der Klasse laut zu lesen, sinkt deutlich, da das Kind zunächst nur vor dem Computer „vorliest“. Die Lehrkraft kann die Tonaufnahmen und die automatisierte Auswertung anschließend in Ruhe durchsehen, was sowohl den Schülerinnen Druck nimmt als auch der Lehrkraft einen Überblick über den Lernstand verschafft.
Differenzierte Förderung
Im Klassenverband haben Schüler:innen oft sehr unterschiedliches Lesetempo und Leseniveau. Der Reading Coach erlaubt es, jeden Lernenden individuell zu fördern. Schwächere Leser erhalten Übungsaufgaben in einfacherer Textstufe und bekommen gezielte Hilfestellung bei ihren Problemwörtern, während stärkere Leser anspruchsvollere Passagen wählen oder sogar eigene Texte eingeben können, um sich selbst herauszufordern. Alle lesen gleichzeitig, aber jeder auf seinem Niveau. Der Coach passt sich an und gibt personalisiertes Feedback. Diese Differenzierung steigert die Effektivität des Leseunterrichts erheblich.
Zeitersparnis und datenbasiertes Feedback
Durch die automatische Fehlererkennung und Dokumentation nimmt der Reading Coach den Lehrkräften viel Korrekturarbeit ab. Statt während des Unterrichts jedem Kind einzeln beim Vorlesen zuzuhören, kann die Lehrperson den Prozess auslagern und später auf die aufgezeichneten Ergebnisse und Statistiken zurückgreifen. Die in Teams einsehbaren Daten (wie Lesegeschwindigkeit oder häufig falsch gelesene Wörter) liefern schnelle Einblicke, welche Schüler:innen besondere Unterstützung brauchen und wo die Klasse als Ganzes steht. So lassen sich Folgelektionen gezielt planen.
Motivation und Selbstvertrauen
Der spielerische Ansatz des Reading Coach, von der Wahl eigener Geschichten über direkte Erfolgserlebnisse bis zu kleinen Belohnungen, erhöht die Motivation der Lernenden spürbar. Viele Kinder entwickeln einen Ehrgeiz, ihre eigenen Bestleistungen zu übertreffen, und fordern regelrecht neue Lesepassagen ein. Das selbstständige Übungserlebnis fördert zudem das Selbstvertrauen. Die Schüler:innen sehen ihre Fortschritte schwarz auf weiß und trauen sich nach einigen Übungssessions deutlich mehr zu, auch im realen Unterricht laut zu lesen.
Der Reading Coach zeigt eindrucksvoll, wie digitale Tools und pädagogische Ziele Hand in Hand gehen können. Er verbindet technische Raffinesse (KI basierte Sprachanalyse, automatische Anpassung des Schwierigkeitsgrads) mit praxistauglicher Umsetzung im Klassenzimmer. Für digital affine Lehrkräfte bietet dieser virtuelle Lesetrainer eine willkommene Unterstützung, um die Leseförderung ihrer Schüler:innen abwechslungsreicher, datenbasierter und nachhaltiger zu gestalten.