Letzter Universalgelehrter Gottfried Wilhelm Leibniz

Gottfried Wilhelm LeibnizChristoph Bernhard Franckehttps://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=53159699gemeinfrei

Leibniz ist heutzutage oft in aller Munde, bei einigen wohl mehr in Keksform, anderen ist vielleicht sogar bewusst, dass sich in diesem Monat der Todestag dieses Gelehrten, der oft auch als der letzte Universalgelehrte bezeichnet wurde, zum 300. Mal jährt. Grund genug, sich einmal kurz mit dem Leben und Werk dieses Mannes zu beschäftigen, der sich in seinen Forschungen vielen unterschiedlichen Wissensgebieten widmete.

Eine (kurze) Biographie

Gottfried Wilhelm Leibniz wurde nach dem gregorianischen Kalender am 1.7.1646 in Leipzig geboren. Schon in seiner frühen Kindheit wurde durch das Vorbild seiner Eltern sein Interesse an juristischen und philosophischen Problemstellungen geweckt. Mit 8 Jahren erlernte er autodidaktisch Latein und Griechisch, mit 12 entwickelte er die Anfänge einer mathematischen Zeichensprache. Seine schulische Ausbildung erfolgte in Leipzig, wo er auch 1661 im Alter von 15 Jahren seine universitäre Ausbildung begann, 1663 wechselte er an die Universität von Jena. Dort wollte er 1666 zum Doktor der Rechtswissenschaften promovieren, wurde aber aufgrund seines geringen Alters abgewiesen. Daraufhin ging er nach Nürnberg und promovierte dort. Nach einer kurzen Zeit der Verbindung zu einer alchemistischen Geheimgesellschaft, die er aber recht bald wieder verließ, stand er bis 1672 im Dienst des Mainzer Erzbischofs. 1672 reiste Leibniz nach Paris, wo er sich durch die Freundschaft mit Christiaan Huygens viel mit Mathematik und Physik beschäftigte, sich philosophischen Studien widmete und den französischen König hinsichtlich eines Feldzugs gegen Ägypten beriet. Als klar wurde, dass der französische König diesen Feldzug ablehnen würde, sandte ihn der Erzbischof von Mainz 1673 nach London, wo er der Royal Society eine Rechenmaschine präsentierte. Diese Mission war jedoch sehr rasch beendet als noch im selben Jahr der Erzbischof von Mainz starb. Leibniz war nun gezwungen sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen, aber er fand weder in Frankreich noch im Habsburgerreich eine entsprechende Stellung. Da erinnerte er sich an die Bemühungen des Herzogs von Hannover, der ihn bereits mehrmals eine Stelle an dessen Hof angeboten hatte, und nahm diese nun 1676 an. Von dieser Zeit an arbeitete er am Hof der welfischen Herzöge von Hannover und trieb seine Forschungen in den unterschiedlichsten Gebieten der Wissenschaft voran. Im Laufe der Zeit gestaltete sich die Beziehung zum Haus Hannover immer schwieriger, Leibniz wurde immer mehr isoliert. Am 14.11.1716 starb Leibniz dann vereinsamt und von der Welt weitgehend vergessen (oder ignoriert) in Hannover.

Sein Werk

Leibniz widmete sich in seinen Studien vielen Forschungsgebieten und lieferte sehr viele wertvolle Beiträge zu den unterschiedlichsten Problem- und Fragestellungen. Aufgrund dieser weitreichenden und umfassenden Forschungen wird er oft als der letzter Universalgelehrter bezeichnet. Nach ihm war und ist es aufgrund der Weiterentwicklungen und Spezialisierungen der einzelnen Wissenschaften kaum mehr möglich, ein profundes Wissen über so viele wissenschaftliche Gebiete zu erwerben.

Es folgt nun eine kurze Aufstellung über seine größten wissenschaftlichen Beiträge:

  • Mathematik: Beschreibung des Dualsystems, Entwicklung der Infinitesimalrechnung, Entwicklung der Analysis situ (Vorläuferin der Topologie), Formel zur Berechnung der Determinante einer n x n Matrix, zahlreiche Arbeiten zur Logik (Mengendiagramme, etc.)
  • Philosophie: Leibniz beschäftigte sich v.a. mit 3 Problembereichen: Monadentheorie, Determinationskonzeption und erkenntnistheoretisch-logische Ansichten
  • Religion: Versuch einer Reunion der katholischen und evangelischen Kirche
  • Rechtswesen: Forderung der Vereinheitlichung des Rechtswesens der christlichen Nationen
  • Erfinder: Rechenmaschine, Endloskette zur Erzförderung im Bergbau, Gerät zur Bestimmung der Windgeschwindigkeit, Pläne für ein Unterseeboot, Verbesserung der Technik von Türschlössern
  • Medizin und Soziales: Gründung einer Witwen- und Waisenkassa, Rat zu regelmäßigem Fiebermessen
  • Geschichte: Arbeiten zur Vor- und Frühgeschichte
  • Linguistik: Arbeiten über die Ursprünge der slawischen Sprachen und zur linguistischen Bedeutung des Sanskrit
  • Paläontologie und Biologie: Pionier der Höhlenkunde, Mitbegründer der Paläontologie

Sein Ansehen

Wie bereits in der Biographie erwähnt, hatte die Reputation von Leibniz bereits stark abgenommen, als er 1716 verstarb. Die Forschung im Bereich der Philosophie entwickelte sich in eine andere Richtung, seine weiteren Forschungsgebiete waren zur damaligen Zeit von wenig Interesse und die Anerkennung seiner mathematischen Erkenntnisse litt darunter, dass man ihm unterstellte die Infinitesimalrechnung von Newton abgekupfert zu haben. Sein Ansehen stieg erst wieder in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, als seine Werke wieder veröffentlicht und von den Wissenschaftlern der damaligen Zeit auch angenommen wurden und Forschungen ergaben, dass Leibniz seine Infinitesimalrechnung nicht von Newton übernommen sondern selbstständig und unabhängig, aber zeitgleich entwickelt hatte. Mittlerweile gibt es zahlreiche Denkmäler, Preise und dergleichen, die Leibniz gewidmet sind. So vergibt etwa seit 1986 die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis, der mit bis zu 2,5 Mio. Euro dotiert ist. 

Sein Vermächtnis

Leibniz hinterließ ein umfangreiches Vermächtnis um dessen Aufarbeitung sich die Leibniz-Edition kümmert. So umfasst der Nachlass über 200.000 Blatt, unter denen sich etwa ca. 15.000 Briefe an mehr als 1.000 Empfänger befinden. Die Katalogisierung des Nachlasses begann bereits 1901 und ist noch immer nicht abgeschlossen, wobei die Forschung speziell seit 1985 um einiges schneller vorangetrieben wurde, als in den Anfangsjahren. Mittlerweile sind 52 Bände mit durchschnittlich jeweils knapp 900 Seiten veröffentlicht.

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