Enigma und Turing-Bombe

Tiroler Bildungsservice - TiBS - Fr., 20.02.2015 - 13:10
Bild einer Enigma, die gerade bedient wirdBundesarchiv, Bild 183-2007-0705-502 / Walthercommons.wikimedia.org/wiki/File%3ABundesarchiv_Bild_183-2007-0705-502%2C_Chiffriermaschine_"Enigma".jpgCC-BY-SA 3.0

Enigma (griechisch für „Rätsel“) ist der Name der von Arthur Scherbius in den 20er Jahren des vorigen Jh.s erfundenen Verschlüsselungsmaschine, die von der Deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs verwendet wurde. Die Empfänger einer mit Enigma verschlüsselten Nachricht benötigten zur Dechiffrierung eine baugleiche Maschine und die richtige Schlüssel-Kombination. Bereits Jahre vor Kriegsbeginn konnte der polnische Kryptoanalytiker Marian Rejewski Enigma-Codes knacken. Diese Leistung wurde später als „The theorem that won World War II“ gewürdigt.

Die Deutschen bauten dann 1938 mehr Walzen in die Chiffriermaschine ein, sodass sich die Anzahl der möglichen Walzenanlagen von sechs auf sechzig erhöhte, damit wurden die deutschen Enigma-Codes wieder sicher. Schon im ersten Kriegsjahr teilten die Polen ihre Dechiffrier-Kenntnisse dem französischen Nachrichtendienst und den Briten mit.

Daraufhin wurde in Bletchley Park nahe London unter strengster Geheimhaltung eine Dechiffrier-Fabrik gebaut. Die wichtigste Aufgabe der Codebreaker dort bestand darin, verschlüsselte Enigma-Nachrichten, die das deutsche Militär über Morse-Botschaften verbreitete, in Klartext zu übersetzen. Dazu wurden sogenannte Turing-Bomben verwendet. Die deutsche Marine schickte jeden Tag von ihren U-Booten im Atlantik aktuelle chiffrierte Wettermeldungen als „Wetterkurzschlüssel“ aus. Die Informationen zu den Schlüsseln waren mit wasserlöslicher Tinte auf Löschpapier gedruckt und konnten sofort vernichtet werden, man brauchte nur Wasser darüberzuschütten. Der Royal Navy gelang es, solche geheimen Papiere zu erbeuten, woraufhin die britischen Kryptoanalytiker in Bletchley Park die deutschen Wettermeldungen mit den Meldungen alliierter Schiffe im jeweiligen Seegebiet verglichen. Da ihnen das tägliche Wetter im Atlantik bekannt war, sie also den Klartext kannten, schränkten sich die Verschlüsselungsmöglichkeiten von 150 Milliarden auf einige zehntausend Möglichkeiten ein, gerechnet wurde mit Hilfe der riesigen Turing-Bomben. Mit dieser Taktik konnten die Briten den deutschen Funkverkehr mit einigen Stunden Verzögerung mitlesen.

Als die Deutschen ab 1942 mit einer neuen Enigma-Version arbeiteten, bedeutete das einen Rückschlag für die Experten von Bletchley Park. Erst nachdem der Royal Navy ein Exemplar dieser neuen Enigma in die Hände fiel, konnten in der britischen Dechiffrier-Fabrik die täglich wechselnden Schlüsseleinstellungen der deutschen Nachrichten wieder geknackt werden.

Turing-Bombe

Die Turing-Bombe ist benannt nach dem britischen Mathematiker Alan Turing, der mit seiner Arbeit wichtige theoretische Grundlagen für Rechenmaschinen geschaffen hat. Moderne Computer können, bezogen auf ihre Logik-Architektur, als Nachfolger eines nach Turing-Konzepten gebauten Rechners gesehen werden.

Bild einer Turin-Bombe im Vordergrund steht eine FrauUser Messybeast on en.wikipediacommons.wikimedia.org/wiki/File%3ATuringBombeBletchleyPark.jpgCC BY-SA 3.0