Das Fingeralphabet

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Die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) ist seit einigen Jahren als eigenständige Sprache gesetzlich anerkannt. Sie ist nicht lautbasiert, sondern besteht aus verschiedenen Gebärden. Diese werden allerdings nicht nur mit den Händen, sondern auch mit Hilfe der Mimik und der Positionierung des ganzen Oberkörpers geformt. Ein kleiner Teil dieser umfangreichen Sprache ist das Fingeralphabet, welches auch in vielen Grundschulklassen als unterstützendes Mittel zum Leseerwerb genutzt wird. 

ÖGS und Fingeralphabet

Die Gebärdensprache ist in mancher Hinsicht mit der gesprochenen Sprache zu vergleichen. Sie besitzt eine eigene Grammatik und auch hier gibt es länderspezifische und regionale Unterschiede und Eigenheiten. Im Laufe der Zeit haben sich sogar verschiedene Dialekte entwickelt. 

Wörter werden anhand von Gebärden ausgedrückt. Im Gegensatz dazu werden beim Fingeralphabet bestimmte Gesten, welche nur mit einer Hand geformt werden, einem Buchstaben oder einem Laut zugeordnet und man hat die Möglichkeit Begriffe "aufzuschreiben". Dies ist natürlich aufwendiger und somit ist das Sprechen mittels Fingeralphabet nicht wirklich zum Führen eines ganzen Gesprächs geeignet. 

Gebärdende Menschen verwenden diese Form der Kommunikation unter anderem, wenn eine Gebärde nicht verstanden wurde und diese buchstabiert werden muss. Auch bei Vor- und Zunamen, Eigennamen und Fremdwörtern kommt dieses ABC zur Anwendung. 

 

Einsatz im Unterricht

Das "Schreiben" und "Lesen" im Fingeralphabet muss also durchaus gelernt sein und auch hier gilt "Übung macht den Meister". Arbeitet man mit Erstklässlern, ist es sicher zu empfehlen die Gesten zu den Buchstaben und Lauten Schritt für Schritt einzuführen. Kann man sich an einzelne Zeichen nicht mehr erinnern, dann sollte man sich auf der Website "UNerHÖRT" umsehen. Hier gibt es ein ÖGS-Lexikon, indem unter anderem auch alle Buchstaben des Fingeralphabets mit Hilfe einer Animation "nachgeschaut" werden können. 

Viele Erstlesefibeln haben den Vorteil des Fingeralphabets beim Erlernen der traditionellen Schriftsprache erkannt und setzen dies vermehrt im Erstleseunterricht ein. Durch die Geste wird ein weiterer Lernkanal aktiviert und die Vernetzung zwischen Schriftbild und Laut wird erleichtert. Speziell leistungsschwächeren Kindern kann man so eine Stütze beim Lesenlernen bieten.

Zudem ist es sehr motivierend in einer "Geheimsprache" zu "sprechen", die nicht von jedem verstanden wird. Es gibt viele lustige Übungen, die im Schulalltag für Auflockerung und Spaß sorgen. So können zum Beispiel die Lernwörter der Woche täglich ganz einfach und ohne viele Hilfsmittel geübt und wiederholt werden und wenn die Kinder dann schließlich damit beginnen, von der einen Ecke des Klassenraums zur anderen mit Hilfe des Fingeralphabets zu schwätzen, dann weiß man als Lehrperson nicht, ob man sie ermahnen oder einfach nur lachen soll. 

 

Quellen

Gehörlosenambulanzhttps://www.barmherzige-brueder.at/site/graz/medizinpflege/abteilungeninstitutema/gehoerlosenambulanz/information/abc

UNerHÖRT - ÖGS-Lexikon: https://jugend.equalizent.com/oegs_lexikon.aspx?cat=6

Artikel "Gebärdensprache": https://tibs.at/content/gebaerdensprache