Die Stadt im Zeichen eines sich ändernden Klimas
Im Sommer 2015 wurden in einigen Städten Österreichs die bisherigen Hitzerekorde gebrochen und durch neue ersetzt. Des Weiteren gab und gibt es kaum einen Sommer, in dem nicht wieder einige Städte unter Hochwasser zu leiden haben. Handelt es sich dabei um Einzelereignisse oder muss man in Zukunft vermehrt mit extremen Wetter- und Klimaereignissen in Städten rechnen? Diese Frage ist durchaus von Interesse, vor allem wenn man bedenkt, dass mittlerweile ca. 51 % der Weltbevölkerung in Städten leben, wobei dieser Prozentsatz noch weiter ansteigen dürfte - laut statista.com bis zum Jahr 2050 auf 70% (de.statista.com). In Europa waren es im Jahr 2014 bereits 72 % (de.statista.com).
Drohende Gefahren:
Laut Experten drohen in Städten vor allem 2 Gefahren:
Überschwemmung: Durch die Versiegelung der Böden im städtischen Bereich kann Wasser zumeist nur durch das Abwasserkanalsystem abgeleitet werden. Fällt somit mehr Regen als das Abwasserkanalsystem aufnehmen kann, kommt es zu Überschwemmungen und in weiterer Folge dann oft zu Problemen mit der Trinkwasserversorgung und Verkehrsanbindung (und damit Lebensmittelversorgung) sowie zu Gebäudeschäden und Schäden an der Infrastruktur (Eisenbahnschienen, Stromleitungen etc.). Dazu kommt meist noch das Problem, dass durch die Begradigung und Verbauung von Flussläufen diese Flüsse nach Regenfällen aufgrund des erhöhten Wassereintrags anschwellen und in Ermangelung von Ausweichmöglichkeiten übergehen.
Hitze: Das zweite Problem, das in Zukunft auf Städte zukommen kann, ist die Hitze. Durch die starke Verbauung in Städten heizen diese bei großer Sonneneinstrahlung schnell auf und kühlen nachts dann nicht mehr genug ab. Wenn es regnet, kühlen die Städte zwar wieder ab, bei entsprechenden Hochwetterlagen kann es aber durchaus eine Zeit lang dauern, bis es wieder einmal regnet. Man erinnere sich nur an den Sommer 2015 in Innsbruck.
Einschätzung des Risikos:
Um das jeweilige Risiko für die eigene Stadt besser abschätzen zu können, werden in immer mehr Städten Entscheidungen auch in Hinblick auf die zukünftige Klimaentwicklung getroffen und zu diesem Zweck immer mehr Klimaexperten bei der Stadtplanung eingebunden. Daneben wird aufgrund der Bedeutung dieser Problematik viel geforscht sowie Szenarien und Risikoabschätzungen erarbeitet - sowohl von staatlicher Seite als auch über die Staatsgrenzen hinaus. So wurde zum Beispiel von der europäischen Umweltagentur für europäische Städte das Risiko für Hitzewellen für die Jahre 2071 bis 2100 errechnet und in folgender Karte veröffentlicht:
(Quelle: http://eea.maps.arcgis.com/home/webmap/viewer.html?webmap=d4124af689f14cbd82b88b815ae81d76&extent=-10.5451,34.4066,34.8944,58.4418; 02.12.2015)
Anpassungsmaßnahmen:
Die Anpassungsmaßnahmen werden natürlich für jede Stadt unterschiedlich sein, da nicht jede Stadt von allen Gefahren in gleicher Weise betroffen sein wird. Einige Städte haben bereits damit begonnen sich gegen potentielle Auswirkungen einer Klimaänderung zu rüsten. So haben etwa Rotterdam und Gent in der ganzen Stadt Thermometer (sogar mobile auf Straßenbahnen) installiert um sogenannte Wärmeinseln in ihren Städten ausfindig zu machen. Dort wurden dann Bäume gepflanzt, um die Auswirkungen dieser Inseln zu mildern. Das Pflanzen von Bäumen und Anlegen von Grünflächen in Städten ist eine der wichtigsten Maßnahmen, die Städte treffen können, um sich gegen zukünftige Hitzewellen zu rüsten. Während die Maßnahmen gegen Hitzewellen von den Städten zumeist autonom getroffen werden können, ist dies bei Maßnahmen gegen Überschwemmungen oft nicht mehr der Fall. Gegen Überschwemmungen durch Oberflächenwasser bei starken Niederschlägen kann man sich vielleicht noch durch entsprechende Planungen bei der Kanalisation schützen, vorausgesetzt man kann das Wasser dann noch aus der Stadt ableiten. Aber bei Überschwemmungen aufgrund von aus den Ufern tretenden Flüssen geht das nicht ohne Zusammenarbeit einzelner Landstriche wenn nicht oft sogar einiger Staaten. Denn irgendwo muss das Wasser abfließen. Oft erscheint das Fluten einzelner unbebauter Flächen dabei das geringere Übel zu sein als eine Hochwasserkatastrophe in einer Stadt. Und in diesem Fall sollten die Besitzer der unbebauten Flächen dann doch entschädigt werden. Eine Ausarbeitung von entsprechenden Szenarien und Katastrophenplänen sind in diesem Zusammenhang somit genauso notwendig wie das Errichten adäquater baulicher Maßnahmen um einen bestmöglichen Schutz vor Hochwasser zu gewähren.
Fazit:
So wie alles mit der Zeit Änderungen unterworfen ist, gilt dies auch für das Klima. Da sich der Trend des Lebens in Städten laut Prognosen in naher Zukunft noch verstärken dürfte, scheint es mehr als geboten zu sein, bei der Planung von Städten potentielle Klimaänderungen zu berücksichtigen. Glücklicherweise werden von immer mehr Städten bereits diverse Maßnahmen umgesetzt, um die Folgen der Klimaänderung besser bewältigen zu können. Noch besser wäre natürlich dafür zu sorgen, dass die Klimaänderung erst gar nicht so gravierend ausfällt, wie sie von manchen prognostiziert wird. Doch das ist ein anderes Thema.
Links:
- de.statista.com: Anteil der in Städten lebenden Bevölkerung weltweit im Zeitraum von 1950 bis 2050
- de.statista.com: Grad der Urbanisierung (Anteil der städtischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung) nach Kontinenten im Jahr 2014
- eea.europa.eu: Direktlink zur Veröffentlichung "EUA Signale 2015 - Leben mit dem Klimawandel" der Europäischen Umweltagentur
- eea.maps.arcgis.com: Heat wave risk of european cities
- eea.europa.eu: Wie gut könnte ihre Stadt Klimafolgen meistern?
- difu.de: Standpunkt: DIFU-Berichte 2/2008: Klimaschutz - eine neue Leitlinie der Stadtentwicklungspolitik?
- lfu.bayern.de: Klimafolgen und Anpassung im Städtebau