Wortschätze

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Eine Schatzkiste der besonderen Art hat die Karl-Franzens Universität Graz befüllt und eine Auswahl bildhafter Ausdrücke zum Schmökern und Staunen zusammengestellt. WortSchätze (sic!) aus unterschiedlichen Bereichen der deutschen Sprache wurden bezüglich ihrer Herkunft, ihrer Gebräuchlichkeit und ihrer Bedeutung wissenschaftlich untersucht.

Was bedeutet "Politpoker", "sich in die Karten sehen lassen" oder "Pi mal Daumen"? Warum schlägt es ausgerechnet 13? Wann macht man jemand ein X für ein U vor? Wer setzt das Glück aufs Spiel oder alles auf eine Karte? Warum bin ich in einer Zwickmühle oder in Zeitnot?

Unterteilt ist das Werk in die Kapitel Mathematik, Musik, Nahrung, Religion, Spiel, Sport, Theater und Wehrkultur.

Exemplarisch hier je eine Metapher pro Kapitel:

Mathematik: die bessere (früher auch: schönere oder teure) Hälfte

Diese Bezeichnung für Ehefrau (selten Ehemann) geht auf Sir Philip Sidney und sein Buch "Arcadia" zurück und ist im 18. Jahrhundert entstanden. Dieser bildliche Ausdruck  soll betonen, dass man mit der Hochzeit zu einem Ganzen wird.

Musik: sang-und klanglos (untergehen/ verschwinden)

Umgangsprachlich bezieht sich diese Redewendung auf schlichte Beerdigungen, die ohne Kirchenmusik (Ge-sang und Glocken-klang) auskommen mussten. Man findet diese Allegorie auch Im Niederländischen, im Französischen und im Englischen (to leave without drum or trumpet).

Nahrung: Bananenrepublik

Die abwertende Bezeichnung für Länder in der sogenannten Dritten Welt oder Staaten im Korruptionssumpf stammt aus dem 19. Jahrhundert und somit aus der Zeit des Imperialismus. "Bananenrepublik" bezeichnete früher jene Staaten, die vom Export der Südfrüchte und somit von fremden Kapital abhängig waren.

Religion: Kruzitürken

Diese Verschmelzung von Kruzifix und Türken stammt aus der Zeit der Kriege zwischen Christen und Moslems. Gefangene mussten auf der Seite des Feindes weiterkämpfen. Während muslimische Gefangene sofort christianisiert wurden, durften Christen im Zeichen des Kreuzes an der Seite der Moslems weiterkämpfen. Sie waren "Kruzitürken".

Spiel: jemand Paroli bieten 

Jemanden Paroli bieten heißt sich jemand entgegenzusetzen und ihm Einhalt gebieten. "Paroli" stammt ursprünglich aus dem Französischen und bedeutet "das Doppelte des ersten Einsatzes im Kartenspiel". Außerhalb dieser Phrase existierte dieses Wort im Deutschen nicht.

Sport:  w.o. geben

Der Ausdruck w.o. stammt ursprünglich aus der Tradition der englischen Pferderennen und bedeutet "walk over". Hatten bei einem Rennen alle Teilnehmer bis auf einen aufgegeben, so konnte dieser nämlich gemütlich bis zum Ziel gehen!

Theater: Affentheater

Dieses Kompositum besticht durch den Zusatz "Affe-", der -ähnlich dem Kompositum Affenhitze- als Verstärkung gesehen wird. "Affentheater" bezieht sich aber auch auf Vorführungen dressierter Affen im 19. Jahrhundert.

Wehrkultur: Pyrrhussieg

Sprichwörtlich geworden ist auch die Schlacht des Pyrrhus gegen die Römer in Süditalien. Der unter schweren Verlusten errungene Sieg glich mehr einer Niederlage.

Fazit: Interessant für alle, die sich gern mit Sprache und Etymologie auseinandersetzen!

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