Hat der Klimawandel vermehrt Wetterextreme zur Folge?
Die Diskussionen darüber, ob Wetterextreme zunehmen oder nicht, leben immer dann auf, wenn gerade wieder einmal ein Jahrhundertsommer, ein neuer Rekordregen oder dergleichen mehr in irgendeinem Teil der Welt auftritt. Dabei herrschen durchaus unterschiedliche Meinungen und Theorien vor, die im Folgenden kurz angerissen werden sollen.
Die Theorie
Durch verschiedene Einflüsse - nicht zuletzt auch menschliche - kommt es zu beobachtbaren Klimaänderungen und einer Zunahme an extremen Wetterlagen und Wetterereignissen.
Argumente für eine Zunahme von Wetterextremen
Für die Zunahme von Wetterextremen sprechen vor allem folgende Punkte:
- Häufigkeit: Die Anzahl der wetterbedingten Naturkatastrophen sowie der Überschwemmungen haben sich laut dem Rückversicherer Munich Re seit 1980 verdreifacht, jene der Stürme verdoppelt (Stand 2010; Quelle = http://www.raonline.ch/pages/edu/pdf5/MunRe_Klimwandel0910.pdf).
- Intensität: Befürworter der Theorie sehen einen extremeren Wetterablauf. So sind laut ihnen etwa Hitzeperioden viel intensiver geworden, sowohl was die Länge als auch die Temperaturen betrifft. Auch Extremereignisse sollen intensiver geworden sein, erkennbar etwa an der Zunahme der Windgeschwindigkeiten bei Hurrikanes oder immer mehr Starkniederschlägen, die dann wiederum vermehrt zu Hochwasserereignissen führen.
Mögliche Gründe für die Zunahme von Wetterextremen
Die Gründe für die Zunahme von Wetterextremen sind - wie so vieles rund ums Thema Wetter - noch nicht genau identifiziert, aber es stehen zur Zeit folgende Theorien im Raum:
- Emission von Treibhausgasen: Der vermehrte Ausstoß von Treibhausgasen führt zu einer Erhöhung der Temperaturen, was natürlich dann auch höhere Maximaltemperaturen zur Folge hat.
- Wasserdampfgehalt der Atmosphäre: Höhere Temperaturen bewirken, dass die Atmosphäre der Erde mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Dies hat zur Folge, dass der Regen somit intensiver ausfallen kann, da ja mehr Wasserdampf zur Verfügung steht.
- Änderungen bei den Luftströmungen: Großräumige Luftströmungen sorgen etwa dafür, dass abwechselnd sowohl warme Luft aus den Tropen als auch kalte Luft aus der Arktis nach Europa und Nordamerika gelangen. Verantwortlich für diese Luftströmungen und damit den Wetterwechsel sind planetarische Wellen, die sogenannten atmosphärischen Rossby-Wellen. Einige dieser Wellen bewegen sich jedoch kaum mehr fort, was zu langanhaltenden Wetterlagen und in weiterer Folge zu Wetterextremen führen kann.
Argumente gegen eine Zunahme von Wetterextremen
Doch nicht alle sind davon überzeugt, dass extreme Wetterereignisse tatsächlich zunehmen oder es überhaupt einen Zusammenhang zwischen Klimaänderung und Wetterextremen gibt. Deren Hauptargumente sind:
- Datenlage: Da es sich bei Wetterextremen immer um Einzelereignisse handelt und diese auch nicht sehr oft vorkommen, ist ein statistischer Vergleich schwierig. Des Weiteren sind die Daten nicht für alle Gegenden und Zeiträume in gleicher Qualität bzw. Menge vorhanden, was aber für das Entdecken von Trends unbedingt erforderlich wäre.
- natürliche Klimaschwankungen: Das Klima der Erde war und ist immer auch natürlichen Schwankungen unterworfen. Es ist somit vor allem aufgrund des kurzen Beobachtungszeitraums kaum möglich zu entscheiden, ob eine etwaige Zunahme von Wetterextremen natürliche Klimaschwankungen als Ursache hat oder eine solche Zunahme auf vom Menschen verursachte Klimaänderungen zurückzuführen ist.
Fazit
Wetterextreme kommen von Haus aus nur selten vor (sonst wären es ja keine Extreme sondern die Norm), womit es zumindest aus statistischer Sicht auf Grund der schwachen Datenlage schwierig ist, Aussagen darüber zu treffen, ob ihre Anzahl steigt und ob sie an Intensität zunehmen. Des Weiteren unterliegen sowohl das Wetter als auch das Klima natürlichen Schwankungen, welche die Auswirkungen des anthropogenen - also vom Menschen verursachten - Klimawandels sowohl verschleiern als auch verstärken können. Somit wird sich die Frage, ob die Wetterextreme in Anzahl und Intensität zunehmen, wohl nicht eindeutig beantworten lassen, zumindest nicht mit dem derzeitigem Wissensstand. Was aber sehr wohl messbar und damit erkennbar ist, sind etwa die Zunahme der mittleren Temperatur, der Höhe des Meeresspiegels, des Wasserdampfgehalts der Atmosphäre und dergleichen. Sie alle sprechen dafür, dass sich das Wetter und das Klima ändern werden, aber ob damit dann auch vermehrt neue Extreme einhergehen, wird man wohl erst in der Zukunft sagen können und zwar rückblickend.
Links:
- wiki.bildungsserver.de: Wetterextreme und Klimawandel
- ipcc14.de: "Stehende Winde" verursachen Wetterextreme
- ccca.ac.at: Portal zum Download des Austrian Assessment Report 2014
- raonline.ch: Wetterextreme, Klimawandel, Cancun 2010
- zamg.ac.at: Extremereignisse
- diepresse.com: Studie: Wetterextreme nehmen doch nicht zu
- orf.at: Alpenraum besonders empfindlich
- oekosystem-erde.de: Die Folgen des Klimawandels
- wetteronline.de: Klimawandel