Fidget Spinner - Finger und Geist kommen zur Ruhe

dreiarmiger Fidget Spinner in oranger FarbeFlorian Schäffercommons.wikimedia.org/wiki/File:FidgetSpinner.jpgCC BY-SA 4.0

Was früher einst etwa der Rubikwürfel war - ja genau der Würfel, bei dem man durch Drehen einzelner Abschnitte "nur" dafür zu sorgen hatte, dass alle Seiten die gleiche Färbung aufwiesen, sind heute Fidget Spinner. Und immer mehr Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene erliegen wie damals auch der Faszination dieses neuen Spiel(geräts). Zu recht?

Beschreibung

Ein Fidget Spinner ist ein Spielgerät, in dessen Mitte sich ein Kugellager befindet. Von dieser Mitte gehen mehrere (in der Regel 3) Flügel aus, die mit Gewichten oder wiederum Kugellagern versehen sein können. Die gebräuchlichste Spielvariante ist den Fidget Spinner mit 2 Fingern in der Mitte zu halten und die Flügel so kräftig zu drehen, dass diese sich möglichst lange drehen. Es gibt aber auch zahlreiche Varianten wie etwa Balancieren (indem die Finger, die den Fidget Spinner halten gewechselt werden ohne die Drehung zu unterbrechen) oder Werfen (indem der Fidget Spinner in die Luft geworfen und anschließend wieder gefangen wird ohne die Drehung zu unterbrechen). Aber natürlich sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Nutzen

Neben dem Spaß, den man mit diesen Fidget Spinnern haben kann, ist vor allem interessant, was der Hintergrund für diese Geräte ist. Sie wurden nämlich entwickelt um jenen Personen zu helfen, die unter Konzentrationsschwierigkeiten leiden und um Stress oder Nervosität abzubauen. Durch das gleichmäßige Drehen des Fidget Spinners sollten diese sich leichter konzentrieren und fokussieren können bzw. beruhigt werden. Es wird auch behauptet, dass Fidget Spinner einen positiven Einfluss auf hyperaktive Kinder ausüben, was jedoch bis jetzt (noch) nicht durch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt werden konnte.

Verbreitung und Kosten

Ursprünglich als Gerät zur Beruhigung und Förderung der Konzentration entworfen, erfreuen sich Fidget Spinner mittlerweile großer Beliebtheit - nicht nur bei Kindern. So wurden sie von Forbes sogar zum Must have Office Toy 2017 gekürt. Mittlerweile sind sie auch hierzulande immer öfter anzutreffen. Wer einen eigenen Fidget Spinner besitzen möchte, kann diesen natürlich selbst basteln bzw. per 3D Drucker ausdrucken (Anleitungen und Anregungen findet man etwa hier) oder auch ganz einfach einen kaufen. Dabei reicht die Preisspanne von einigen wenigen Euro bis hin zu mehreren Hundert Euro, je nach verwendeten Materialien. Welchen Fidget Spinner auch immer man selbst herstellen oder erwerben möchte, man sollte nicht bei den Kugellagern sparen, zumindest nicht dann, wenn sich der Fidget Spinner lange drehen soll. Ansonsten gibt es viele zusätzliche Spielereien - von Beleuchtungen über diverse Formen bis hin zu weiteren Kugellagern an den Enden ist hier vieles möglich.

Kritik

Bei all ihren möglichen Vorzügen erfreuen sich Fidget Spinner aber nicht überall uneingeschränkter Beliebtheit. So wurden sie in den USA in manchen Schulen bereits verboten. Als Begründungen wurden dabei vor allem 2 Aspekte angegeben. Zum Einen wären die Schüler_innen zu sehr vom Unterricht abgelenkt und ein Unterricht kaum mehr möglich, wenn (fast) alle Schüler_innen mit ihren Fidget Spinnern hantieren. Zum Anderen werden Sicherheitsaspekte angeführt, da ein herumfliegender Fidget Spinner ein durchaus gefährliches Flugobjekt wäre, das auch zu erheblichen Verletzungen führen könnte. Kritik kommt aber auch von einer anderen Seite. So werden diese neuen Gadgets als weiteres Mittel dafür angesehen, Kinder ruhig zu stellen mit dem Zusatzeffekt, dass deren Gehirn permanent beschäftigt ist und somit keine Langeweile aufkommen kann. Ein weiterer Baustein also in einer Welt, in der ohnehin unzählige Reize auf einen einwirken und das Gehirn kaum Ruhephasen findet. Dabei wären Ruhephasen so wichtig, da in diesen die Verarbeitung von Informationen und die Regenration des Gehirns stattfinden. Kinder sollten nach Meinung dieser Kritiker sogar bewusst Langeweile ausgesetzt werden um eigene Strategien entwickeln zu können, wie man mit dieser umgehen kann.

Fazit

So wie viele andere (Spiel)geräte auch, die aus scheinbar heiterem Himmel plötzlich auftauchen und sich dann einer großen Beliebtheit erfreuen (Rubikwürfel, Fingerskateboards, etc.) wird es sich auch bei den Fidget Spinnern verhalten: Zuerst wird die eigentliche Zielgruppe diese Geräte entdecken - in diesem Fall Personen mit Konzentrationsschwächen oder Personen, die permanente Beschäftigung benötigen. Dann gibt es einen Hype und jede_r will dieses neue Wunderding besitzen (am Beginn dieses Stadiums wären wir jetzt). Wenn dieser Hype dann wieder vorüber ist weil er vom nächsten abgelöst wird, sind wieder nur mehr die ursprünglichen Personengruppen jene, die sich noch damit beschäftigen. Ob ein Fidget Spinner jetzt wirklich bei Konzentrationsschwäche, beim Abbau von Nervosität oder bei der Beruhigung von hyperaktiven Kindern und Jugendlichen hilft, ist zumindest wissenschaftlich nicht in jedem Fall erwiesen. Auf jeden Fall sollten sie zumindest nicht schaden und dürften wohl eher helfen, so wie jedes Spielgerät, das die Aufmerksamkeit der Anwender_innen auf sich zieht und diese somit ablenkt. Die Frage, wie sie sich im Unterricht auswirken wird man nicht so einfach beantworten können. Hier wird es wohl individueller Regelungen bedürfen, in denen festgelegt wird von wem, wann und in welcher Art und Weise Fidget Spinner benützt werden dürfen. Ich kann mir da durchaus vorstellen, dass ein Fidget Spinner für einige Schüler_innen in der ein oder anderen Unterrichtssituation von Vorteil wäre. Die Gefahr, dass dann alle mit einem Fidget Spinner in der Klasse sitzen und diese herumwerfen, sehe ich nicht und das war auch bei früheren Hypes nicht so - zumindest kann ich mich nicht an wild herumfliegende Rubikwürfel oder Fingerskateboards erinnern.

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