Telegramme - kurz und bündig und vor allem schnell beim Empfänger

Telegramm der Kaiserin Zita von Österreich aus dem Jahr 1912Zita von Österreichhttp://commons.wikimedia.org/wiki/File:Telegramm_Zita_Wien_1912.jpgPublic Domain

Es läutet an der Haustür und vor der Tür steht ein Bote mit einer Nachricht - einem Telegramm. Diese Situation dürfte wohl den meisten bekannt sein, wenngleich mittlerweile eher aus Filmen und weniger aus dem realen Leben. Denn in der Zwischenzeit wurden Telegramme durch andere Kommunikationsformen ersetzt wie SMS und dergleichen. In diesem Artikel soll die Zeit der Telegramme noch einmal kurz aufleben, indem ein paar Aspekte rund um das Thema Telegramme beleuchtet werden.

Definition von Telegramm

In Wikipedia findet man für den Begriff Telegramm folgende Definition:

Ein Telegramm (von griechisch tele: fern, weit und gramma: Buchstabe, Schrift; wörtlich Fernschrift bzw. auch Fernschreiben) ist eine telegrafisch übermittelte Nachricht mit Hilfe akustischer, optischer oder elektrischer Geräte. (http://de.wikipedia.org/wiki/Telegramm; 03.02.2015)

Es handelt sich bei Telegrammen also um Nachrichten, die "in die Ferne" übermittelt werden.

Funktionsweise von Telegrammen

Das Versenden von Telegrammen erfolgte in 3 Schritten:

  • 1. Schritt: Der Absender gibt sein Telegramm auf. Dafür musste man einem_r Beamten_Beamtin im Post- bzw. Telegrafenamt die entsprechende Nachricht diktieren. Dies konnte persönlich im jeweiligen Amt passieren oder per Telefon. Der_die Beamte notierte dann die Empfänger_innenadresse und den zu übermittelnden Text sowie bei Bedarf die Art des gewünschten Schmuckmotivs.
  • 2. Schritt: Das Telegramm wird übertragen. Die notierten Daten wurden per Fernschreiben an ein sich in der Nähe des_r Empfängers_Empfängerin befindliches Post- bzw. Telegrafenamt übermittelt. Diese Übertragung erfolgte meist mit elektronischen, teilweise aber auch mit akustischen oder optischen Geräten.
  • 3. Schritt: Das Telegramm wird zugestellt. Im Post- bzw. Telegrafenamt in der Nähe des_r Empfängers_Empfängerin wurde der Fernschreiber-Papierstreifen in ein Kärtchen (bei Wunsch in eines mit Schmuckmotiv) geklebt. Dann wurde dieses Kärtchen durch eine_n Botin_Boten untertags innerhalb von 2 und in der Nacht innerhalb von 4 Stunden an den_die entsprechende_n Empfänger_in zugestellt.

Der Telegrammstil

Da sich die Gebühren für Telegramme meist an der Anzahl der gesendeten Wörter orientierte, entwickelte sich parallel zu den Telegrammen eine eigene Ausdrucksweise, der so genannte Telegrammstil. Ziel dieser Ausdrucksweise war es, die Nachrichten ohne Einbußen an Informationsgehalt so kurz wie möglich zu verfassen.

Ein kleines Beispiel soll dies veranschaulichen:

  • ursprüngliche Nachricht: "Ich komme am Samstag um 11:00 am Hauptbahnhof Innsbruck an und würde mich freuen, wenn mich jemand abholen könnte."
  • Nachricht im Telegrammstil: "Ankunft Samstag 11:00 Hauptbahnhof Innsbruck Abholung erwünscht."

Der Telegrammdienst in Österreich

Das erste Telegramm in Österreich wurde 1847 versendet. Bis zum Jahr 1913 stieg die Zahl der Telegramme, die jährlich versendet wurden, auf bis zu 23 Millionen an. Diese viel zitierte Zahl ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, da sie sich vermutlich auf das Habsburgerreich bezieht. Der Höhepunkt des Telegrammdienstes in Österreich dürfte wohl eher ungefähr in der Zeit des deutschen Höhepunktes 1978 angesiedelt sein. In jedem Fall nahm die Zahl an verschickten Telegrammen aber im Folgenden dann nicht zuletzt durch die Verbreitung anderer Kommunikationsmittel wie dem Telefon und später E-Mail und SMS immer mehr ab. Ab 2003 wurden Telegramme nicht mehr per Eilboten_Eilbotinnen sondern nur mehr als normale Post zugestellt, bevor am 31.12.2005 der österreichische Telegrammdienst vom Betreiber Telekomm Austria eingestellt wurde.

Ein berühmtes Telegramm der Geschichte

Eines der wohl berühmtesten Telegramme der Geschichte dürfte das sogenannte "Zimmermann Telegramm" sein. Es wurde am 17.1.1917 vom deutschen Staatssekretär des Äußeren Arthur Zimmermann verschlüsselt über 3 verschiedene Kanäle versandt. Neben der Übertragung mittels eines Kabels über Schweden und einer drahtlosen Übermittlung über die Funkstation Nauen nutzte er für die Übertragung auch eine Kabelverbindung, die Deutschland von den USA für die Anbahnung von Friedensgesprächen zur Verfügung gestellt wurde. Über diese Verbindung konnte Deutschland chiffrierte Nachrichten verschicken ohne dass die USA eine Offenlegung der Inhalte verlangten. In diesem Telegramm schlug Zimmermann Mexiko eine Allianz gegen die USA vor. Würde Mexiko auf der Seite Deutschlands in den Krieg gegen die USA eintreten, so würde Mexiko finanzielle Unterstützung von Deutschland und im Fall eines Sieges die verlorenen Staaten Texas, Arizona und New Mexico erhalten. Das Telegramm wurde allerdings gleich auf allen 3 Kanälen von Großbritannien abgefangen, mittels eines erbeuteten deutschen Schlüsselbuches entschlüsselt und anschliessend ohne Nennung der Herkunft am 1.4.1917 in der "New York Times" veröffentlicht. Diese Veröffentlichung sorgte für Empörungen in den USA und zwar einerseits wegen des aus Sicht der USA unerhörten Angebots an Mexiko und andererseits da für die Übermittlung dieses Angebots u.a. auch eine Leitung verwendet wurde, welche die USA Deutschland für Friedensverhandlungen überlassen hatten. Zusammen mit den Verlusten an Schiffen durch deutsche Angriffe ebnete dies den Weg für den Eintritt der USA in den Krieg gegen Deutschland.

Die derzeitige Situation des Telegrammdienstes

In der Gegenwart fristen Telegramme nur mehr ein Nischendasein meist in der Form von Glückwünschen mit besonderer Note. In mehreren Ländern wurde der Telegrammdienst überhaupt offiziell - zumindest von staatlicher Seite - eingestellt, wie 2005 in Österreich. Dennoch haben sich private Betreiber gefunden, die den Dienst teilweise noch weiterführen. Bei den dort angebotenen Produkten handelt es sich allerdings nicht mehr um Telegramme im ursprünglichen Sinn. Das letzte "echte" Telegramm wurde anscheinend am 14.7.2013 in Indien verschickt. Durch einen in der Schweiz beheimateten Anbieter können in Österreich trotz der Einstellung des Dienstes durch die Telekomm Austria immer noch "Telegramme" versendet werden. Diese werden wahlweise per Post oder gegen entsprechendes Entgelt sogar durch Boten_Botinnen zugestellt.

Fazit

Telegramme waren in ihrer Zeit das Medium der Wahl um schnell Nachrichten zu versenden, wurden dann aber durch das Aufkommen modernerer Kommunikationsmittel verdrängt. Es ist zwar nach wie vor möglich so etwas ähnliches wie ein Telegramm zu versenden, der Dienst wird jedoch meist nur mehr für das Senden von Glückwünschen mit einer besonderen Note verwendet.

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