Das Virtuelle Migrationsmuseum

Es gibt Museen zu nahezu allen Themen. Viele dieser Museen sind gut, manche sogar sehr gut. Aber leider gibt es oft ein Problem: das entsprechende Museum befindet sich viel zu oft nicht im näheren Umkreis und gerade im schulischen Umfeld ist das dann meist eine unüberwindbare Hürde. Aber muss das so sein? Wäre es nicht besser, wenn das Museum immer und überall erreichbar wäre? Ja? Dann kommt jetzt die gute Nachricht: das geht auch. Allerdings handelt es sich dann meist um ein virtuelles Museum. Ein solches virtuelles Museum haben wir uns einmal etwas genauer angeschaut, und zwar das Virtuelle Migrationsmuseum.
Hintergrund
Das Virtuelle Migrationsmuseum entstammt einem Projekt von DOMiD e.V. (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V.), das 2013 begann. Im Jahr 2017 startete dann die Initialisierungs- und Realisierungsphase.
Ziel
Mit diesem virtuellen Migrationsmuseum will DOMiD e.V. aufzeigen, wie Gesellschaft, Geschichte und das Zusammenlaben durch Migration geprägt werden. Es sollen Impulse für ein neues multiperspektivisches Geschichtsnarrativ gesetzt, das Thema Migration aus der Perspektive einer Einwanderungsgesellschaft betrachtet und Wissen über die verschiedenen Formen der Migration vermittelt werden. Dabei wird betont, dass kein Anspruch auf die Darstellung einer lückenlosen Geschichtsschreibung erhoben wird, sondern mit dem virtuellen Migrationsmuseum viel mehr neue Sichtweisen auf unterschiedliche Aspekte der Migrationsgeschichte eröffnet werden sollen.
Technische Voraussetzungen
Das Virtuelle Migratiuonsmuseum ist für verschiedene Plattformen erhältlich. Es gibt Desktopversionen ohne Installation für Windows und Mac (-> Desktopversion für Windows bzw. Mac), eine Version speziell für die HTC Vive (-> Version für THC Vive), sowie mobile Versionen für Android (-> mobile Androidversion). Eine Version für iOS wird mit "bald verfügbar" angekündigt.
Neben der Software/App ist dann noch eine Internetverbindung notwendig.
Kosten
Das Angebot ist kostenlos.
Zielgruppe
Das virtuelle Migrationsmuseum ist vermutlich erst ab der Sekundarstufe 1 uneingeschränkt zu empfehlen. Einige Inhalte und vor allem die visuellen zeitlichen Änderungen der einzelnen Räume könnten aber auch für Schüler_innen der Primarstufe durchaus interessant und lehrreich sein, wenngleich besonders in dieser Alterstufe eine gute Begleitung durch die Lehrperson erforderlich sein dürfte.
Aufbau und Inhalt
Ds virtuelle Migrationsmuseum verknüpft 2 Elemente (Gebäude und Zeiträume) miteinander, indem man ein Gebäude und dann eine der vorhandenen Zeitebenen auswählen kann. Das Gebäude wird daraufhin dem gewählten Zeitraum entsprechend angezeigt und auch die abrrufbaren Inhalte entsprechen dann dem gewählten Zeitraum.
Gebäude
Man kann im virtuellen Migrationsmuseum mehrere Gebäude betreten, in denen sich unterschiedliche Objekte befinden, die man betrachten kann. Zusätzlich sind durch Heranzoomen und Auswählen einiger Objekte weiterführende Informationen zu Aspekten der Migrationsgeschichte verfügbar.
Folgende Gebäude sind verfügbar und folgende Themen werden dabei behandelt:
- Amt: Bürokratie, verschiedene Formen der Migration, sich wandelnde Rechte von Migant_innen, Erlebnisse von Migant_innen bei Ämtern
- Bahnhofsvorplatz: Protest, Aktivismus und Widerstand von Migrant_innen
- Bahnhof: Aufbruch und Ankommen von Migrant_innen, Flucht- und Migrationsrouten, Umgang der Medien mit dem Thema Migration
- Einkaufsstraße: Selbstständigkeit, Konsum, Marketing und Essverhalten
- Fabrik: Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte, Alltag von Migrant_innen in Betrieben und gewerkschaftliches Engagement
- Kulturzentrum: Änderung des kulturellen Lebens durch Migrant_innen
- Schule: Migration und Bildung, Elrebnisse von Schüler_innen, Lehrer_innen und Eltern
- Wohnheim: Erfahrungen von Migrant_innen mit Massenunterkünften, Lagern, Rassismus und Anschläge auf Asylbewerberheime
- Wohnung: private Unterkünfte, Leben in der Nachbarschaft, sozial benachteiligte Stadtviertel, Erfahrungen mit täglichem Rassismus, Vorurteile bei der Wohnungssuche
Zeiträume
Egal welches Gebäude man betritt, stehen einem bei jedem Gebäude und damit auch bei den einzelnen Objekte immer auch 3 frei auswählbare Zeitebenen zur Verfügung, die unterschiedliche Zeiträume der Migrationsgeschichte beleuchten.
Folgende Zeiträume stehen dabei zur Verfügung:
- 1945-1973: Dieser Zeitraum war geprägt von den Bevölkerungsbewegungen innerhalb Deutschlands als Folgen des Krieges (etwa Evakuierte, Kriegsgefangene, Geflüchtete, Vertriebene) sowie der Anwerbung ausländischer Arebitskräfte, der Wirtschaftskrise 1966/67 und der steigenden Arbeitslosigkeit bis hin zum Anwerbestopp 1973.
- 1973-1989: Dieser Zeitraum war geprägt vom dauerhaften Bleiben der angeworbenen Arbeitsmigrant_innen und der Nachholung von deren Familienmitgliedern, sowie dem Anstieg der Zahl der Asylwerber_innen und dem Aufkommen von Rassismus und der Diskussion um Asylmissbrauch.
- 1989-2017: Dieser Zeitraum war geprägt vom Anstieg der Asylsuchenden in Folge des Krieges im ehemaligen Jugoslawien sowie dem Wandel hin zum Einwanderungsland mit dem Schwerpunkt Geflüchtete und Facharbeitskräfte einhergehend mit einem weiteren Anstieg des Rassismus.
Navigation
Die Navigation im virtuellen Migrationsmuseum erfolgt bei den gestestenen Desktopversionen über die Maus.
Trailer
Wer sich einen kurzen Überblick über das virtuelle Migrationsmuseum verschaffen möchte, kann auch den folgenden kurzen Trailer ansehen:
Link: https://youtu.be/vNDDbemHy5M?si=aS8WbQKk79RK6GoN
Uploader: Kulturpolitische Gesellschaft
Lizenz: Standard-YouTube-Lizenz
Fazit
Grafisch wirkt das virtuelle Migrationsmuseum etwas altbacken, wenngleich der Wechsel zwischen den verschiedenen Zeiträumen schon recht nett umgesetzt wurde. Die Bedienung ist sehr einfach und man kann sich leicht durch die einzelnen Gebäude in den verschiedensten Zeiträumen bewegen, wobei man viel rund um das Thema Migration lernt. Insgesamt also ein gut umgesetztes Projekt, bei dem viel Wissenswertes zu finden ist. Wer allerdings ein grafisch ansprechendes virtuelles Museum am Puls der Technik/Zeit erwartet, wird grafisch mit einer Enttäuschung leben müssen.
Links
- virtuelles-migrationsmuseum.org: offizielle Webseite des virtuellen Migrationsmuseums
- virtuelles-migrationsmuseum.org: Desktopversion für Windows bzw. Mac
- virtuelles-migrationsmuseum.org: Version für THC Vive
- virtuelles-migrationsmuseum.org: mobile Androidversion
- domid.org: offizielle Webseite des Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V.