Schloss Neuschwanstein - Das idealisierte Schloss

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Schloss Neuschwanstein thront oberhalb von Füssen und wirkt auf den ersten Blick wie eine typische Ritterburg. So, als ob sie direkt aus einem Märchenbuch entnommen und hier auf den Felsen gesetzt worden wäre. Und genau das ist sie auch. Denn bei Schloss Neuschwanstein handelt es sich nicht um eine jahrhunderte alte Ritterburg mit langer historischer Tradition, sondern um einen Bau, der zur Zeit des Historismus entstand, und der ein Abbild einer idealisierten Ritterburg darstellen sollte.

Geschichte

Dort wo heute die Burg Neuschwanstein thront, befanden sich bereits seit langer Zeit zwei kleinere Burgen, die im Jahr 1090 als Castrum Swangowe urkundlich erwähnt wurden und welche die Namen Vorderhohenschwangau und Hinterhohenschwangau trugen. 1397 wurde dann unter der Bezeichnung Schwanstein erstmals auch jene Burg erwähnt, die heute als Burg Hohenschwangau bekannt ist und welche sich unterhalb der damaligen Burgen Hinterhohen- und Hohenschwangau befand. Während die Burg Schwanstein durchgehend genutzt wurde, verfielen Vorder- und Hinterhohenschwangau zusehends, sodass im 19. Jahrhundert nur mehr Ruinen über Schwanstein thronten. 1837 ließ König Maximilian II von Bayern Burg Schwanstein zu einem Schloss gemäß der Vorstellungen der Romantik umbauen und vertauschte dabei die Namen der Burgen. Burg Schwanstein wurde fortan als Burg Hohenschwangau bezeichnet und die Ruinen oberhalb davon als Schwanstein. Diese Ruinen waren ein beliebtes Ausflugsziel des Sohns von Maximilian II, dem späteren König Ludwig II von Bayern. So war es nicht verwunderlich, dass eben dieser Ludwig II nach seinem Regierungsantritt im Jahr 1864 gemäß der vorherrschenden Gewohnheiten der damaligen Zeit, alte Burgen entweder in historischem Stil zu renovieren oder neu zu errichten, unter anderem genau diese Ruinen von jetzt Schwanstein als lohnendes Ziel ins Auge fasste.  Er wollte mit seiner neu errichteten Burg Neuschwanstein das Sinnbild einer Ritterburg erschaffen und der Bau begann 1869, finanziert durch Privatmittel von Ludwig II. Die Finanzierung gestaltete sich jedoch zunehmend schwieriger, nicht zuletzt weil die Ansprüche von Ludwig II ständig höher und kostspieliger wurden und er sich auch aktiv in die Planungen einmischte, wodurch sich auch die geplante Fertigstellung verzögerte. Die hohe Verschuldung von Ludwig II führte letztendlich auch dazu, dass er von der bayrischen Regierung 1886 als König abgesetzt wurde. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten, die dann doch einige Abstriche beim Bau erforderlich machten, konnte Ludwig II aber ab 1884 den Palast bewohnen, wenngleich er bis zu seinem Tod im Jahr 1886 - er ertrank unter ungeklärten Umständen im Starnbergersee - insgesamt nur 172 Tage auf Schloss Neuschwanstein verbrachte. Als Ludwig II starb, war Schloss Neuschwanstein zwar immer noch nicht fertiggestellt, es wurde aber dennoch für Besucher geöffnet, nicht zuletzt um mit den Eintrittsgeldern die offenen Schulden zu begleichen, was bis 1899 auch gelang. Dies geschah obwohl Ludwig II Schloss Neuschwanstein eigentlich nie für die Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Nach dem Ende der Monarchie am Ende des 1. Weltkrieges kam Schloss Neuschwanstein nach Streitigkeiten zwischen den Wittelsbachern und dem bayerischen Staat letztendlich in Staatsbesitz. Den 2. Weltkrieg überstand das Schloss trotz angedachter Sprengung durch die SS, die jedoch glücklicherweise nicht durchgeführt wurde, unbeschadet, sodass es heute zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands zählen kann.

Highlights

Auch wenn auf einige ursprünglich geplante Elemente wie etwa den Burggarten mit Springbrunnen, das Ritterbad,  den Bankettsaal oder den Maurischen Saal aus Kostengründen verzichtet werden musste, hat Schloss Neuschwanstein doch noch einige Highlights zu bieten.

  • Thronsaal: Der Thronsaal erstreckt sich über 2 Etagen, ist auf 3 Seiten von farbigen Arkadenstellungen umgeben und bietet auf der vierten Seite mit der Apsis jenen Platz, auf dem der Thron sich hätte befinden sollen, wenn er denn fertig gestellt worden wäre. Anstelle des Thrones befindet sich jetzt ein Pappaufsteller, der einen Eindruck des geplanten Thrones vermitteln soll.
  • Sängersaal: Beim Sängersaal handelt es sich mit den Maßen 27x10 Meter um den größten Raum von Schloss Neuschwanstein. Themen aus Lohengrin und Parzival auf der einen Seite steht eine tribünenartige Galerie auf der anderen gegenüber. Der Sängersaal war nie für Feste vorgesehen, sondern sollte nur als Denkmal für die Minnenkultur des Mittelalters dienen.
  • Wohnzimmer: Themen aus der Lohengrinsaga zieren das Wohnzimmer, welches über eine Grotte, die ursprünglich mit einem kleinen Wasserfall und einer Regenbogenmaschine ausgestattet war, mit dem Arbeitszimmer verbunden ist.

Öffnungszeiten und Angebote

Außer an den Weihnachtsfeiertagen hat Schloss Neuschwanstein täglich geöffnet - im Sommer etwas länger als im Winter. Der Zutritt zu Schloss Neuschwanstein ist nur im Zusammenhang mit einer Führung möglich, an für Bayern schulfreien Tagen und Wochenenden gibt es noch eigene Familienführungen in kindgerechter Sprache.

Fazit

Von König Ludwig II in der Zeit des Historismus geplant und gebaut, sollte Schloss Neuschwanstein alle Elemente des Mittelalters vereinen und als Paradeschloss dienen. Den finanziellen Gegebenheiten Rechnung tragend konnten letztendlich jedoch längst nicht alle baulichen Ideen umgesetzt werden. Was heute zu sehen ist, findet aber dennoch großen Anklang, was die Besucherzahlen zeigen und Neuschwanstein zu einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands macht. Kritiker bezeichnen das Schloss oft als realitätsfernen Bau um nicht zu sagen Kitsch, der nichts mit Burgen aus dem Mittelalter zu tun hat. Dies ist zwar richtig, aber man muss in diesem Zusammenhang auch erwähnen, dass Schloss Neuschwanstein von Anfang an ja nicht als Mittelalterburg sondern mehr als romantisches Märchenschloss konzipiert war. Und als dieses dient es mittlerweile vielen weiteren Bauten als Vorlage und einigen Filmen als Kulisse.

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