Loire Schlösser - Ein Gebiet, viele Schlösser

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Kaum ein Gebiet hat eine so hohe Dichte an Schlössern, wie die Regionen  rund um die Loire und ihre Nebenflüsse. Mehr als 400 Schlösser und Schlossanlagen aus den unterschiedlichsten Epochen fügen sich hier in eine wunderschöne Landschaft ein und geben einen Überblick über die verschiedenen Stilrichtungen von Burganlagen. Man könnte ganze Bände über die Loireschlösser füllen (was auch bereits geschehen ist), hier soll aber nur ein kurzer Überblick gegeben werden.

Geschichte der Loireschlösser

Im Hundertjährigen Krieg zwischen 1337 und 1453 war auch die Loire zeitweise Kriegsschauplatz, was zur Folge hatte, dass es notwendig wurde, Befestigungsanlagen zu bauen. Und so entstanden zu dieser Zeit entlang der Loire viele Schlösser, dem damaligen Zeitgeist entsprechend zumeist im gotischen Stil. Als der Krieg dann zu Ende und die Notwendigkeit für so viele Befestigungsanlagen nicht mehr vorhanden war, verfielen viele dieser Schlösser wieder. Im 15. und 16. Jahrhundert entdeckte der Adel das Tal allerdings ob der Schönheit seiner Landschaft wieder für sich und begann sich dort anzusiedeln. Dies hatte zur Folge, dass teilweise neue entsprechende Bauten notwendig wurden, um dem Lebensstil des Adels gerecht zu werden. Denn die alten Befestigungsanlagen waren entweder bereits zerfallen, stark in Mitleidenschaft gezogen oder entsprachen nicht mehr dem gewünschten Standard. Also wurden wieder Schlösser gebaut bzw. renoviert, dieses Mal im Stil der Renaissance und gelegentlich auch an der Stelle der alten Ruinen, von wo aus der Adel dann die eigenen Lehen, wo auch immer diese lagen, verwalten konnte. Es war das Zeitlalter der Loire-Könige, in dem die französische Politik vom Loiretal aus betrieben wurde - Paris war bedeutungslos. Dies änderte sich wieder ab 1528, als der französische Hof zurück nach Paris zog und die kulturelle und politische Bedeutung des Loiretals stark abnahm. Wenngleich zur Zeit der Hugenottenkriege der Hof seinen Sitz wieder kurzzeitig an die Loire verlegte, war der Weg in die Bedeutungslosigkeit bereits geebnet. Paris wurde das neue Zentrum der Macht, das Loiretal war nur mehr Provinz und die Schlösser wurden zu Jagd- oder Sommerresidenzen (teilweise wurden sie dafür sogar ausgebaut) oder verfielen wieder. Viele dieser Schlösser zählen heute noch zu den schönsten Schlössern und Teile des Loiretales wurden nicht zuletzt aufgrund der dort befindlichen Schlösser in die Liste des UNESCO Weltkuturebes aufgenommen. Vier dieser Schlösser, die zu den bedeutendsten Loireschlössern gehören, sollen noch kurz erwähnt werden.

Schloss Amboise

An jener Stelle, an der heute Schloss Amboise steht, wurden schon früher Befestigungsanlagen errichtet. Zuerst stand hier eine gallische Anlage und dann ein römisches Kastell, welches im 10. Jahrhundert zu einer Befestigungsanlage ausgebaut wurde. Den Höhepunkt erlebte Schloss Amboise als es unter König Karl VIII zu dessen Hauptresidenz wurde und 1495 auch den ersten Renaissancegarten Frankreichs erhielt. Die Nachfolger von König Karl VIII ließen die Anlage zwar weiter ausbauen, dennoch büßte Schloss Amboise fortan immer mehr an Bedeutung ein. Das Schloss verlor im Laufe der Zeit nicht nur seine Stellung als Hauptresidenz, sondern wurde auch zeitweilig als Gefängnis genutzt, teilweise abgerissen und dann doch wieder restauriert. Heute gilt Schloss Amboise als eines der beliebtesten Tourismusziele, das beinahe täglch geöffnet hat.

Schloss Blois

Ursprünglich im 10. Jahrhundert als Wehrturm gebaut, wurde dieser bis zum 13. Jahrhundert ständig erweitert, sodass letztendlich eine ansehnliche Burganlage entstand. Ende des 14. und im 15. Jahrhundert wurde diese vollständig erneurt, ehe Schloss Blois 1498 unter König Ludwig XII zu dessen Hauptresidenz bestimmt wurde und seine Blütezeit erlebte. König Franz I, der Nachfolger von Ludwig XII, nutzte Schloss Blois zwar auch noch als Hauptresidenz, aber nur bis 1524. Von da an nahm die Bedeutung von Schloss Blois ständig ab. 1788 entging es knapp dem Abriss, indem es zur Kaserne umfunktioniert wurde und zur Zeit der Französischen Revolution wurde es konfisziert und dann als Gefängnis genutzt, ehe es 1810 in den Besitz der Stadt Blois überging, welche das Schloss umfassend restaurieren ließ. Heute wird Schloss Blois als Museum genutzt.

Schloss Chambord

Das größte und wohl berühmteste Loireschloss ist jenes von Chambord. Erbaut wurde es ab 1519 als König Franz I ein prunkvolles Jagdschloss errichten ließ um die Macht Frankreischs zu demonstrieren und seine Ambitionen auf die Kaiserwürde zu unterstreichen. Der Wunsch die Kaiserwürde zu erhalten blieb unerfüllt, Schloss Chambord als Prunkbau blieb jedoch bestehen, wenngleich es nie wie andere Loireschlösser als Regierungssitz diente - zumindest nicht als Sitz einer französischen Regierung. Denn von 1725 bis 1733 war das Schloss Sitz des polnischen Königs Stanislaus I Leszczyński, der dort im Exil lebte. Während der Französischen Revolution geplündert aber dem drohenden Abriss entkommen, im Französisch-Deutschen Krieg als Lazarett verwendet und im Zweiten Weltkrieg als Lager für Teile der Sammlung aus dem Louvre, kam es ziemlich unbeschadet duch die turbulenten Kriegszeiten. Seit 1981 ist Schloss Chambord mitsamt der umgebenden Parkanlage Teil des UNESCO Weltkulturerbes und steht heute Besuchern offen.

Schloss Chenonceau

Bei Schloss Chenonceau handelt es sich um ein Wasserschloss. Das Hauptgeäude befindet sich dabei am nördlichen Ufer der Cher und ist dort rundum von Wasser umgeben, eine in späterer Zeit gebaute Galerie überbrückt den Fluss. Die Besiedelung des Grundes durch eine Burg und eine Mühle ist ab dem 13. Jahrhundert belegt. 1535 kam das Schloss in königlichen Besitz. Ab diesem Zeitpunkt prägten vor allem Frauen die Geschichte der Burg, was dem Ansitz auch die Bezeichnung Schloss der Damen einbrachte. 1547 ging das Schloss etwa in den Besitz der Mätresse von König Heinrich II über, bevor nach dem Tod des Königs dessen Frau Katharina von Medici dieser das Schloss wieder abnahm um es dann ihrer Schwiegertochter, der Frau von Heinrich III, zu vererben. Auch in den folgenden Jahren blieb Chenonceau in weiblichen Händen, überstand unbeschadet die Französische Revolution, diente im Ersten Weltkrieg als Lazarett und war im Zweiten Weltkrieg ein Kuriosum. Denn die Grenze zwischen dem von den Deutschen besetzten nördlichen Teil Frankreichs und dem restlichen "freien" Vichy-Frankreich verlief entlang des Flusses Cher und damit mitten durch das Schloss Chenonceau. Damit wurde das Schloss ein beliebter Fluchtweg. Heute ist Chenonceau, in dem sich zwei Museen und eine Kunstgalerie befinden, nach Versailles die am häufigsten besuchte Schlossanlage Frankreichs.

Fazit

Wer sich für Burgen und Schlösser interessiert, ist bei den Loireschlössern genau richtig. Entlang der Loire und ihrer Nebenflüsse drängen sich unzählige Burgen und Schlossanalgen unterschiedlicher Stilrichtungen, wobei natürlich nicht alle für Besucher_innen geöffnet sind und sich auch nicht mehr alle in einem guten Zustand befinden. Wer nicht so viel herumfahren will, aber dennoch viele Schlösser betrachten möchte, kann dies auch im Miniaturpark am Stadtrand von Amboise tun. Hier befinden sich Modelle von 44 Loireschlössern im Maßstab 1:25. So oder so lohnt sich eine Besichtigung von Loireschlössern für alle, die an Burgen und Schlössern interessiert sind. Und wer sogar selbst ein Schloss besitzen will (oder zumindest einen Bruchteil davon), für den gibt es auch eine Lösung. Über die Crowdfundingplattform Dartagnans kann man Anteile am Loireschloss La Mothe-Chandeniers erwerben und ist dann offiziell (Teil)besitzer eines Schlosses.

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