Maximilian I. - das Marketing-Genie
Jedes Tiroler Volksschulkind kennt die Geschichte von Kaiser Max und der Martinswand. Der jugendliche jagdbegeisterte Maximilian, damals noch Erzherzog, verstieg sich in der Martinswand bei Zirl, kam in der steilen Felswand weder vor noch zurück und hoffte drei Tage lang verzweifelt auf Rettung. Da ihm niemand der im Tal anwesenden Zuschauer dieses mittelalterlichen dramatischen Live-Events zu Hilfe kommen konnte, flehte der Erzherzog, man möge ihm die Heilige Kommunion aus der Entfernung zeigen, wie dies bei hoffnungslos Verlorenen gemacht wurde.
Am dritten Tag aber sah Maximilian einen Bauernbuben zu ihm hochklettern, der ihn mit den Worten ansprach: "Seid getrost, gnädiger Herr. Folgt mir und fürchtet euch nicht." Der Retter führte den Herrn sicher ins Tal und weil er gleich darauf unerkannt in der in der jubelnden Zuschauermenge verschwand, hieß es bald, ein Engel habe Maximilian gerettet.
Maximilian strickt an seiner eigenen Martinswand-Legende
Laut dem Blog von Werner Kräutler gibt es Hinweise, dass Maximilian höchstselbst darauf bedacht war, dass seine wunderbare Errettung aus Bergnot bekannt wird. Im Versroman Theuerdank, seiner Autobiografie, die Maximilians Brautfahrt zu Maria von Burgund schildert und in der die Abenteuer des kühnen Ritters Theuerdank (Maximilian) erzählt werden, ist auch vom Geschehen in der Martinswand zu lesen. Die Engelslegende stammt zwar vermutlich nicht aus Maximilians eigener Feder, sondern ist als Volkserzählung entstanden, dürfte ihm aber alles andere als ungelegen gekommen sein.
Maximilian war ein begabter Selbstvermarkter, heute könnte man ihn als Marketing-Genie bezeichnen. Er erkannte die Bedeutung der Erfindung des Buchdrucks und konnte sich mit seinem Auftragswerk Theuerdank durch das gedruckte Wort in Kombination mit Holzschnitten aller Welt als gottgesandten Helden darstellen, der allen Gefahren trotzt.
Verwendete Quelle:
Weblinks: