Die Macht der Sterne - Bewertungen und Bewertungsportale
In einer Welt in der alles bewertet und kategorisiert wird um Nutzern den Umgang mit der oft vorherrschenden Datenflut zu erleichtern, waren sie eine logische Entwicklung und sind heute oft nicht mehr wegzudenken: Bewertungen und deren Weiterentwicklung die Bewertungsportale. Wann auch immer man sich für ein Produkt oder eine Dienstleistung, die im Web angeboten werden, interessiert, stößt man zumeist auch auf Bewertungen. Und zwar in der Regel nicht nur auf Bewertungen zum Produkt oder eben der Dienstleistung sondern oft findet man auch noch Bewertungen des_der Anbieters_Anbieterin.
Hintergrund von Bewertung
Bewertungen von Produkten und Dienstleistungen sind eigentlich eine praktische Sache. Personen, die ein Produkt gekauft oder eine Dienstleistung in Anspruch genommen haben, bewerten diese_s. Mögliche Interessent_innen können dann auf diese Bewertungen zurückgreifen und erhalten so eine zusätzliche Unterstützung bei ihrer Entscheidung.
Bewertungen sind eine gute Sache
Der größte Vorteil von Bewertungen ist sicher, dass man eine gewisse Einschätzung über die Qualität von Produkten, Dienstleistungen oder auch Anbieter_innen erhalten kann und zwar schon bevor man sich für einen Kauf bzw. eine Investition entschieden hat. Bei manchen Bewertungen werden auch Vergleiche mit der Konkurrenz angestellt, was mitunter sehr hilfreich sein und zu besseren Alternativen führen kann.
Bewertungen sind also durchaus eine gute Sache, oder? Nicht ganz, denn so wie immer ist die Sache nicht ganz so einfach.
Der Umgang mit Bewertungen
Theoretisch sollte ja eine Person mit Kenntnis, anderen Personen, die sich dafür interessieren, die eigenen Erfahrungen mit Produkten, Dienstleistungen oder Anbieter_innen mitteilen. Und genau da fangen die Probleme an und man sollte - ich würde sogar sagen muss - sich Bewertungen schon genauer anschauen. Und dann kommt man oft recht schnell zu folgenden Fragen bzw. Beobachtungen, die hier teilweise mit eigenen Erfahrungen angereichert sind (auch wenn einiges schwer zu glauben ist):
- Ist die Bewertung hilfreich? Bewertungen, die nur Sterne oder Punkte vergeben sind zwar nett, aber oft nicht sehr hilfreich. Besser sind da Bewertungen wo zumindest einzelne Kategorien vorhanden sind (Preis/Leistung, Qualität, Versand, etc.) und ideal solche mit einer Textbeschreibung vielleicht sogar noch mit entsprechenden Fotos versehen. Und vor allem bei negativen Bewertungen muss man sich manchmal fragen, ob die Bewertenden alles so richtig verstanden haben. Zwei von vielen kleinen Highlights seien hier kurz erwähnt: In einer Rezession wurde bemängelt, dass der entsprechende Pürierstab keine Leistung habe und man bestenfalls eine kleine Menge Wasser damit umrühren könne (bei dem Produkt handelte es sich wie in der Produktbeschreibung auch ersichtlich um ein Kinderspielzeug). Beim zweiten Beispiel wurde bemängelt, dass der Metallverschluss eines Covers nicht silbern sondern blau war (es handelte sich hierbei um die Schutzfolie, die offenbar nicht entfernt wurde).
- Wer hat die Bewertung verfasst und worauf basiert die Bewertung? Es gibt Anbieter, die Produkte gegen gute Bewertungen verschenken, Anbieter von Spielen, die für gute Bewertungen Bonusguthaben vergeben, professionelle Verfasser von Bewertungen, die Bewertungen gegen Bezahlung vornehmen ohne das zu Bewertende jemals gesehen zu haben, Computeralgorithmen, die vollautomatisch Bewertungen vornehmen, Personen, die aus diversen Gründen negative Bewertungen abgeben (Konkurrenz, gekränkte Mitarbeiter_innen oder Kund_innen) und noch vieles mehr.
- Werden wirklich alle Bewertungen angezeigt? Nicht immer werden alle Bewertungen angezeigt. Manche Anbieter blenden negative Kommentare und Bewertungen auf ihren Seiten einfach aus. Dies mag bei einigen Bewertungen, die nicht den Realitäten entsprechen und nur rufschädigend sind zwar durchaus nachvollziehbar sein, aber es ist in der Regel eben nicht nachvollziehbar ob alle Bewertungen angezeigt werden.
Bewertungsportale
Genau dieser Umstand, dass Bewertungen bei verschiedenen Anbieter_innen durchaus unterschiedlich sein und von den jeweiligen Anbieter_innen auch manipuliert werden können, hat dann zur Gründung und Verbreitung von Bewertungsportalen geführt. Diese versprechen eine bessere Vergleichbarkeit und Objektivität, da hier ja verschiedene Angebote gelistet und bewertet werden und der_die Betreiber_in des Portals in der Regel keine eigenen Angebote bereitstellt. Das Ziel schien erreicht zu sein: Ein Portal, auf dem Bewertungen nach einem einheitlichen Schema zu finden sind, betrieben von einem_r Anbieter_in, die kein eigenes Interesse haben auf dieser Plattform selbst etwas zu verkaufen.
Die Macht der Bewertungsportale
Dies führt(e) dazu, dass die entsprechenden Portale einen regelrechten Boom erleb(t)en. Man denke hier nur an die immer stärker werdende Werbung von Hotelportalen im Fernsehen, an Portale für Flugreisen und diverse andere Produkte (Elektronik etc.) oder an Portale zur Bewertung von Restaurants, Ärzten etc.. Mittlerweile gibt es für fast alles (Bewertungs)portale. Und da diese Portale sehr gut von den Konsumenten angenommen werden, haben diese mittlerweile eine sehr starke Machtposition, die sie auch gekonnt zu nutzen wissen: Neben der Generierung von Einnahmen durch Werbung verdienen manche Portale auch daran gewisse Anbieter (gegen Bezahlung) weiter vorne zu reihen bzw. stärker zu bewerben. Es gibt Portale, die in ihren Verträgen festlegen, dass Anbieter Produkte bzw. Dienstleistungen nirgends billiger anbieten dürfen, als auf ihren Portalen (nicht einmal im Direktverkauf). Es gibt Verfasser von Bewertungen, die gut vom Verfassen von Bewertungen leben können, es gibt Anbieter_innen, die gegen Verfasser von negativen Bewertungen finanziell oder auch auf gerichtlichem Weg vorgehen und manchmal auch vorgehen müssen. Denn einige schlechte Bewertungen - begründet oder unbegründet - können das Aus für eine_n Anbieter_in bedeuten. Kurz gesagt: Als Anbieter_in sollte man es sich nicht mit einem Bewertungsportal verscherzen und man sollte sich auch darum bemühen nicht allzu viele negative Bewertungen zu erhalten - wie auch immer.
Gewinner und Verlierer
Wer sind nun also die Gewinner und wer die Verlierer bei dieser Entwicklung? Die Konsument_innen? Die Anbieter_innen? Die Bewertungsportale?
Aus meiner Sicht zählen einmal die Betreiber_innen der Bewertungsportale wohl ziemlich sicher zu den Gewinnern. Sie stellen eine Plattform zur Verfügung, sind für die Angebote nicht verantwortlich, verdienen aber an Werbung und in der Regel auch am generierten Umsatz der Anbieter_innen. Kurz gesagt: Null Risiko, null Verantwortung, aber trotzdem Gewinne und eine gute Verhandlungsposition gegenüber Anbieter_innen.
Bei den Anbieter_innen ist das nicht mehr so einfach. Einer möglichen einfachen Steigerung der Umsätze durch die Aufnahme in einem Portal und gute Bewertungen stehen auch einige Nachteile gegenüber (Preisvorschriften, Risiko von schlechten Bewertungen). Solange man nicht allzu große Problem mit schlechten Bewertungen bekommt oder zu sehr auf die Vermittlung von Geschäften durch Portale angewiesen ist, dürfte man jedoch durchaus zu den Gewinnern zählen. Wenn dem aber nicht so ist, kann der eigene Betrieb aber auch ganz schnell vor dem Aus stehen, was den _die Anbieter_in dann zum ganz großen Verlierer macht.
Und die Kund_innen? Diese werden durch Bewertungen auf Portalen oft zu bestimmten Angeboten geleitet, welche mal besser oder mal schlechter sein können. Angebote außerhalb der Portale werden dann oft gar nicht mehr betrachtet. Ob man sich somit zu den Gewinnern oder Verlieren zählen will, muss jede_r selbst entscheiden.
Fazit
Bewertungen und Bewertungsportale können bei sinnvoller und bedachter Verwendung durchaus viele Vorteile bringen. Blind vertrauen würde ich aber keiner Bewertung und keinem Portal - ein bisschen Recherche hat noch nie geschadet. Wenn man die Zeit dafür hat. Wenn nicht gibt es ja ....
P.S.: Es wurden bewusst keine Bewertungsportale genannt. Der Artikel sollte ja keine Bewertung von Bewertungsportalen und deren Bewertungen werden...