Hyperloop - menschliche Rohrpost mit nahezu Überschallgeschwindigkeit

oben eine Transportkapsel in einer Transportröhre, unten eine offen Transportkapsel mit ersichtlicher InnenraumgestaltungRichMacfcommons.wikimedia.org/wiki/File:Hyperloop_Cheetah.jpgCC BY-SA 4.0

Obwohl "der Weg oft das Ziel ist", gilt für viele auch das Motto "Zeit ist Geld". Vor allem, wenn es um das Zurücklegen von Wegstrecken geht, kann es vielen oft nicht schnell genug gehen. Aber was ist schon schnell? Hyperloop zum Beispiel wäre (zumindest für heutige Verhältnisse) schon einmal ziemlich schnell. Allerdings ist Hyperloop bisher noch nicht verwirklicht sondern nur ein Konzept - wenngleich eines bei dem schon einige Fortschritte zu verzeichnen sind.

Das Konzept Hyperloop

Das Konzept von Hyperloop ist nicht gänzlich neu, wenngleich die meisten der Leser_innen wohl ebenso wie der Autor dieser Zeilen mit dem Original nicht mehr in Kontakt gekommen sind: der klassischen Rohrpost. Und so wie bei der Rohrpost Kapseln mit der zu überbringenden Nachricht durch Rohre geschossen wurden um Nachrichten von einem Teil eines Gebäudes in einen anderen Teil, der mit diesem verbunden war, zu überbringen, soll auch Hyperloop funktionieren. Nur dass in diesem Fall nicht mehr Briefe sondern Menschen (und später vielleicht auch einmal Güter) in bequemen Kapseln mit nahezu Überschallgeschwindigkeit durch natürlich größere Rohre geschossen werden sollen. Ideen für diese Art der Fortbewegung gibt es übrigens bereits seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts, echte Konzepte seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts.

Die geplante Umsetzung

Geplant sind zwei unabhängige Röhren (eine in jede Richtung) auf Stahlbetonträgern, durch die Kapseln mit Passagieren und später auch Lasten geschossen werden sollen. Durch entlang der Röhren angebrachte Solarzellen soll der notwendige Energiebedarf gedeckt werden. Für die Fortbewegung gibt es im Moment zwei unterschiedliche Ansätze. Der ursprüngliche Ansatz sah vor ein Teilvakuum in der Röhre zu erzeugen. Dann sollte vor den Kapseln Luft abgesaugt werden, die zur Erzeugung von Luftpölstern mittels Kompressors benötigt würde, sodass die Kapseln letztendlich auf Luftpölstern und daher mit nur geringer Reibung durch die Röhren schweben sollten. Mittlerweile wurde aber ein alternativer Ansatz entwickelt, der ein elektromagnetisches Schwebesystem vorsieht, für welches kein Teilvakuum mehr notwendig wäre. Im Moment scheint dieser alternative Ansatz mehr Zulauf zu haben.

Argumente der Befürworter

Das Hauptargument für die Entwicklung von Hyperloop ist der Zeitfaktor. So soll es mit dieser Art des Reisens möglich sein Strecken von bis zu 1500 km (darüber ist das Flugzeug überlegen) schneller zurückzulegen als mit allen bisher bekannten Fortbewegungsmitteln, vor allem, wenn die angestrebten Geschwindigkeiten von ca. 1200 km/h erreicht werden können, was beinahe Überschallgeschwindigkeit (ca. 1233 km/h) entspricht. So könnte man etwa in 35 Minuten von San Fancisco nach Los Angeles reisen (mit dem Auto wären es ca. 6 Stunden) und die Strecke von Melbourne nach Sydney sollte in 55 Minuten zu bewältigen sein (Flugzeug 4,5 Stunden, Zug 10,5 Stunden, Auto knapp 11 Stunden). Dazu kommt, dass dieses System staufrei ist (im Gegensatz zum Autoverkehr), geradlinig ohne Umwege erfolgen kann (im Gegensatz zu allen anderen) und auch billiger sein sollte. Die Energieversorgung könnte über Solarzellen erfolgen, die auf den Röhren angebracht werden. Auch die Fläche die diese Röhren benötigen würden wäre überschaubar

Argumente der Gegner

Kritiker bemängeln vor allem die Kosten und kritisieren die von den Befürworten vorgelegten Berechnungen. Neben einigen technischen Kritikpunkten (deren mögliche Lösung sie aber nicht abstreiten) stoßen sie sich vor allem aber an der Frage der Sicherheit, würde man doch mit ca. 1200 km/h durch eine enge Röhre geschossen. Zum Problem mit der Geschwindigkeit (ein Bremsvorgang würde ca. 15 Sekunden dauern und in der Zwischenzeit hätte man knapp 2 km zurückgelegt) käme im Unglücksfall dann auch noch das Problem der Evakuierung aus dieser geschlossenen Röhre. Und dann wäre da noch das Problem, dass für dieses System bisher noch keine Lösung für Abzweigungen besteht, wie es ja beim Schienenverkehr der Fall ist. Allerdings gibt es das im Flugverkehr auch nicht und für Kurzstrecken ist das System Hyperloop ohnehin nicht gedacht.

Derzeitiger Stand

Zur Zeit werden Hyperloop Projekte von unterschiedlichen Gruppen und mit unterschiedlichen Ansätzen vorangetrieben, gilt es doch noch einige Hürden zu überwinden. So finden etwa auf einer eigens dafür gebauten Teststrecke in der Wüste Nevadas Geschwindigkeitstests statt, um die Technologien zu entwickeln die gewünschten Geschwindigkeiten zu erreichen (bisher war eine Kapsel der TU München mit einer Spitzengeschwindigkeit von 324 km/h am schnellsten - die Teststrecke ist allerdings nur 1,25 km lang). Daneben werden eifrig Geld für die Forschung und den Bau von Teststrecken lukriert und Pläne geschmiedet, wo die ersten Strecken gebaut werden sollen (das könnte nach momentanem Stand die Strecke Dubai - Abu Dhabi sein). Hyperloop steckt also noch voll in der Entwicklung und es ist noch nicht ganz abzusehen in welche Richtung diese gehen wird.

Fazit

Wenn alles so umgesetzt werden kann, wie sich die Entwickler dies vorstellen, dann könnte man in Zukunft gewisse Strecken so schnell zurücklegen wie es bisher noch nie möglich war. Man könnte somit also zum Beispiel in Innsbruck in eine Kapsel einsteigen und sich zurücklehnen und wäre in nicht einmal 30 Minuten in Wien. Die Frage ist nur, ob

(1) die technischen Hürden genommen werden können: ich würde einmal sagen eher ja - auch wenn die Geschwindigkeit dann vielleicht nicht ganz so hoch ist wie gewünscht (aber ich könnte auch mit einer Fahrzeit von 1 Stunde nach Wien noch gut leben)

(2) die Finanzierung sicher gestellt werden kann: das wird vermutlich schon schwieriger werden und da wird auch viel Geld buchstäblich in den Sand gesetzt werden

(3) diese Art der Fortbewegung von der Menschheit angenommen wird: was der Fall sein dürfte, wenn die Vorteile überwiegen

Für mich drängt sich hier ein Vergleich mit dem Aufkommen der Eisenbahn auf. Auch diese wurde von vielen zuerst abgelehnt (es gab sogar Untersuchungen ob der menschliche Körper diese Geschwindigkeiten überhaupt verträgt). Trotzdem bauten Pioniere Eisenbahnstrecken, dehnten diese auf immer mehr Gebiete aus, wobei viele Unternehmen und Einzelpersonen ihre Vermögen verloren, und schufen somit ein Eisenbahnnetz, das heute nicht mehr wegzudenken ist. Ich bin schon gespannt wohin die Reise geht - oder besser gesagt: Wie...

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