Wer empfängt wen?

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Wer heute – ganz Lockdown-konform – zum nächstgelegenen Supermarkt schlendern möchte, um Lebkuchen, Tee oder sonstige Köstlichkeiten zu besorgen, wird offene Türen vorfinden. Die Lebensmittelgeschäfte sind geöffnet und das, obwohl am 08. Dezember Maria Empfängnis, ein gesetzlicher Feiertag, ist.  Aber wieso eigentlich? Und was feiern wir an diesem Tag überhaupt?

Wer sich diese Frage schon einmal gestellt hat, wird mit Erschrecken festgestellt haben, dass es sich bei Maria Empfängnis unmöglich um die Empfängnis von Jesus handeln kann. Zwar mag Maria magischerweise Jungfrau gewesen sein, als sie Jesus geboren hat. Eine Schwangerschaft, die nur 16 Tage andauert, ist dann aber auch für die Bibel zu unrealistisch. Wenn es also nicht Jesus war, der empfangen wurde, wer denn dann?

Richtig, am 08. Dezember wurde Maria empfangen. Eingeführt wurde der Feiertag im 12. Jahrhundert in England. Ursprünglich trug der Feiertag Maria Empfängnis den Namen: „Tag der Empfängnis der Allerheiligsten Gottesmutter durch Anna“. Dieser Name sorgt für mehr Klarheit, ist aber eindeutig zu lang. Deshalb kürzte ihn Papst Clemens XI. im Jahr 1708 kurzerhand und „Maria Empfängnis“ ward geboren.

Nach Österreich kam der Feiertag erst 1647: Kaiser Ferdinand III ernannte Maria zur Schutzheiligen Österreichs, da Wien während des Dreißigjährigen Krieges vor einer Fremdherrschaft verschont blieb. Während des Zweiten Weltkriegs, wurde die Würdigung Marias aufgehoben und erst zehn Jahre nach dem Ende des Krieges, nämlich im Jahr 1955, wurde Maria Empfängnis wieder zu einem gesetzlichen Feiertag in Österreich.

Maria Empfängnis ist auch heute noch ein gesetzlicher Feiertag in Österreich. Da stellt sich die Frage, weshalb die Geschäfte an diesem katholischen Hochfest geöffnet sind. Tatsächlich mussten die Läden am 08. Dezember früher geschlossen bleiben. Viele Österreicher*innen fuhren deshalb an diesem Tag in benachbarte Länder, um dort den freien Tag mit Shoppingtouren zu zelebrieren. Immerhin steht Weihnachten vor der Tür. Diese konsumorientierten Pilgertouren verursachten wirtschaftliche Verluste, weswegen im Jahr 1995 das Ladenöffnungsgesetz eingeführt wurde. Seitdem darf auch in Österreich geshoppt werden.

Zu nicht-Lockdown-Zeiten ist Maria Empfängnis der umsatzstärkste Tag in der Adventszeit. Da Weihnachtseinkäufe im traditionellen Sinn dieses Jahr jedoch ins Wasser fallen, muss der Feiertag zu Hause verbracht werden. Es besteht jedoch kein Grund zur Langeweile, denn Maria Empfängnis läutet auch den Beginn der Weihnachtsbacksaison ein. Und laut einem längst vergessenen Brauchtum, müssen alle Weihnachtskekse bis zum 12. Dezember fertig gebacken sein. Es gibt also viel zu tun an diesem – oft missverstandenen – Feiertag. In diesem Sinne: Auf die Plätzchen, fertig, los!

Da vor allem einige unserer kleineren Mitbürger immer wieder "Maria im Gfängnis" statt "Maria Empfängnis" verstehen und für alle, die noch mehr über den „Tag der Empfängnis der Allerheiligsten Gottesmutter durch Anna“ wissen möchten, hier noch der Link zu einem sehr informativen Video, welches dazu beiträgt Maria zu entkriminalisieren und ihre Ehre wieder herzustellen:

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