Buchrezension: "Aber alle haben ein Smartphone!" von Elisabeth Koblitz
Elisabeth Koblitz’ Buch „Aber alle haben ein Smartphone!“ bietet Eltern einen praxisnahen Leitfaden für den digitalen Alltag ihrer Kinder.
Teil 1 und 2 beleuchten Technik und die Rolle der Schulen. Ohne Panikmache, aber mit klarer Haltung beleuchtet sie Chancen und Risiken von Smartphones, Social Media und KI. Sie kombiniert persönliche Erfahrungen mit fundierter Recherche, spricht mit Expert:innen und Jugendlichen und liefert konkrete Handlungsempfehlungen. Besonders hilfreich: die zehn goldenen Elternregeln und das Elternhandbuch im dritten Teil. Koblitz zeigt, dass Medienerziehung keine Einbahnstraße ist, sondern ein gemeinsamer Lernprozess. Ihr Appell: Eltern sind Teil der Lösung.
Elisabeth Koblitz: „Aber alle haben ein Smartphone!“
„Ist wirklich alles verloren? Sind unsere Kinder wirklich nicht zu retten vor den Gefahren der digitalen Welt? Und: Können wir als Eltern nicht doch etwas tun?“
Elisabeth Koblitz ist Mutter von drei Kindern und Journalistin bzw. Newsfluencerin. Dies zeigt sich in vielen Teilen ihres Werks.
Einerseits ist ihr Werk familientauglich und weit weg vom erhobenen Zeigefinger. Es geht nicht um Verbote, sondern um das Gelingen einer Balance zwischen digitalen und analogen Angeboten. Sie verharmlost Smartphone und Social Media keinesfalls, sondern sieht sie als das, was sie sind: Werkzeuge, die unser Leben durchaus einfacher machen können.
Andererseits hat sie so akribisch recherchiert, wie Leser:innen das von einer Journalistin erwarten. Koblitz beleuchtet das Smartphone und Social Media aus vielen Blickwinkeln und hat mit Wissenschaftlern, Forschern, Lehrern und vor allem auch mit Kindern und Jugendlichen gesprochen. Elisabeth Koblitz zitiert zahlreiche Studien und wagt auch den Blick über Landesgrenzen.
Obwohl sie bereits im „Bullshit-Bingo“ klassische Argumente für das Smartphone entzaubert (z.B. Ich will, dass mein Kind jederzeit erreichbar ist.), wird „Aber alle haben ein Smartphone“ erst mit den 10 goldenen Elternregeln im letzten Kapitel zum klassischen Ratgeber.
Die Teile 1, 2 und 3 des Werks informieren umfassend.
Teil 1 widmet sich den Smartphones inklusive Künstlicher Intelligenz. Es geht um den Nutzen digitaler Angebote genauso wie um Kontrolle bzw. Selbstregulation. Dauerbrenner sind dabei (wie immer in solchen Diskussionen) die Dauermüdigkeit von Kindern, Konzentrationsschwäche und Ablenkung. Es geht aber genauso um die digitalen Strukturen hinter TikTok, Instagram und Co.
Dieser Abschnitt ist inhaltlich groß, der rote Faden nicht immer ersichtlich. Dies ist jedoch auch der Größe des Themas geschuldet. Das Kapitel des Buches bringt für viele vielleicht keine neuen Erkenntnisse, ist aber eine detaillierte Zusammenfassung von bekannten Herausforderungen wie Fake News, Cybergrooming oder Mobbing.
Informationen zu vielen gängigen Social Media Plattformen können für Eltern, die mit diesem Thema noch nicht vertraut sind, eine wertvolle Unterstützung sein.
Spannend wird es jedoch bei Selbstversuchen der Autorin, z.B. einem Chat mit MyAI, der KI von Snapchat. Koblitz gibt sich dabei als 12jährige aus, die ein (unbekannter) Chatpartner treffen will. Die Tipps der KI sind nicht nur unpassend, sondern potentiell gefährlich.
In Teil 2 wendet sich Koblitz der Situation an den Schulen zu. Hier ist Österreich mit dem seit Mai 2025 geltenden Handyverbot an Schulen und dem Fach Digitale Grundbildung weiter als Deutschland. Insofern sind die Forderungen der Autorin an österreichischen Schulen bereits in Umsetzung. Die Berichte zu den Recherchereisen nach Tonder, einer dänischen Kleinstadt, bzw. nach Greystone in Irland zählen für mich zu den besonders lesenswerten Kapiteln.
Ihr Appell am Schluss (Was nun, Deutschland??) enthält auch eine Forderung, die für mich die zentrale Botschaft in der Medienerziehung ist: Eltern sind Teil der Lösung.
Hier widmet sie sich den drängenden Fragen der Elternschaft. Wird mein Kind ohne Smartphone zum Außenseiter? Sollen wir das Handy meines Kindes kontrollieren?
Konsequenterweise spricht Koblitz diese in Teil 3 „Das Elternhandbuch für die digitale Welt“ an und offenbart sich bereits auf den ersten Seiten: pauschale Antworten oder allgemein gültige Regeln (z.B. Ab welchem Alter sollen Kinder ein Smartphone bekommen?) gibt es kaum.
Sie kennt jedoch den Druck genau, den Kinder auf ihre Eltern ausüben können. Der Grundappell „Fakten statt Gefühle“ ist jedoch sehr wertvoll.
Fazit: Als Empfehlung für interessierte Eltern oder engagierte Lehrpersonen geeignet!
Elisabeth Koblitz, „Aber alle haben ein Smartphone!“ So begleiten wir unsere Kinder entspannt und sicher im Umgang mit Handy, Social Media und Co., Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 256 Seiten, ISBN 978-499-01777-3