500 Jahre Reformation
Am 31.10.2017 jährt sich der Tag, an dem Martin Luther seine 95 Thesen an der Pfarrkirche in Wittenberg angeschlagen hat, zum 500. Mal. Die Folge war keinesfalls die gewünschte Erneuerung der katholischen Kirche, sondern eine nicht beabsichtigte Spaltung. Das Augsburger Bekenntnis im Jahre 1530 besiegelte die Trennung.
Geschichtlicher Hintergrund
Der Augustinermönch Martin Luther reiste 1510 nach Rom, wo er auf Knien die Stufen der Lateransbasilika erklomm, um Absolution zu erlangen. Bei dieser längsten Reise seines Lebens wurde er erstmals mit dem Sittenverfall, der in Rom herrschte, konfrontiert. Diese Erfahrung sollte zu einem Schlüsselerlebnis seiner Vita werden. Der Ablasshandel und auch die innerkirchlichen Missstände hatten bereits Jahre zuvor scharfe Kritik herauf beschworen: Girolamo Savonarola, der eine grundlegende Kirchenreform forderte, und Jan Hus, der die Ansicht vertrat, dass die Kirche hierarchiefrei zu führen ist, sollten dafür am Scheiterhaufen enden.
Auch Martin Luther zog sich den Zorn der Obrigkeit zu und wurde im Wormser Edikt 1521 wegen Häresie mit der Reichsacht belegt. Er sollte von jedermann, der ihm habhaft werden konnte, gefangen genommen und nach Rom ausgeliefert werden. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen jedoch ließ Martin Luther entführen und brachte ihn auf der Wartburg in Sicherheit, wo Luther als Junker Jörg bis 1522 lebte. Dort begann er das Neue Testament in die deutsche Sprache zu übersetzen. Luther machte so die biblischen Inhalte auch für das einfache Volk zugänglich. Die Übersetzung des Alten Testaments sollte alsbald folgen.
Nach dem 30jährigen Krieg (1618-1648), der nicht nur Glaubenskrieg zwischen der Katholischen Liga und der Protestantischen Union war, dauerte es Jahrzehnte, bis die Kriegsfolgen wie Seuchen und Hungersnöte überstanden waren. Die tatsächliche Anerkennung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation erfolgte erst im Jahre 1555 durch den Augsburger Religionsfrieden.
Die evangelische Kirche in Tirol
Die evangelische Kirche (synonym dazu wird sie auch protestantische Kirche genannt) umfasst heute österreichweit 303.229 Gläubige, 12 000 davon leben in Tirol. Leiter der evangelischen Kirche Österreichs ist seit 2008 Dr. Michael Bünker. 246 Pfarrer (davon 82 Pfarrerinnen) leiten evangelische Gemeinden in Österreich (Stand: 31.12.2016). Seit 2012 ist Olivier Dantine Superintendent der Evangelischen Superintendentur A.B. Salzburg und Tirol.
Das Gedankengut Luthers kam schon um 1520 nach Tirol. Bis zur Gleichstellung mit dem katholischen Glauben sollte es jedoch dauern.
1684 wurde eine protestantische Gemeinde (insgesamt 691 Menschen) aus dem Defreggental in Osttirol vertrieben, ihre minderjährigen Kinder wurden ihnen abgenommen.
Aus dem Zillertal zogen im Jahre 1837 mehrere hundert Menschen fort, die eine eigene protestantische Gemeinde gründen wollten: an diesen Auszug erinnert noch heute eine Glasmalerei in der Innsbrucker Christuskirche.
1876 sollte eine eigene evangelische Gemeinde gegründet werden, die Mehrheit der Abgeordenten im Sitzungssaal des Tiroler Landtags verließ jedoch unter Protest die Versammlung, obwohl das Toleranzpatent Josephs II. freie Religionsausübung zugesagt und die Errichtung von Bethäusern erlaubt hatte. Nach Unterbringung der evangelischen Kirche in der Museumsstraße und in der Innsbrucker Altstadt wurde von 1905 bis 1906 die Christuskirche im Innsbrucker Stadtteil Saggen erbaut, die heute noch Zentrum der evangelischen Kirche Tirols ist.
Festivitäten 2017
Die Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr sind umfangreich und haben auch schon begonnen: Gastpredigten (z.B. von Alpenzoodirektor Michael Martys oder dem Rektor des Canisianums Friedrich Prassl), eine Filmreihe in der Christuskirche, eine Wanderung auf den Spuren von Luthers Romreise in drei Etappen vom Brenner bis Mittenwald, das Stadtteilfest am 9. Juni am Lutherplatz und natürlich die Ausstellung "Luther und Tirol" im Schloss Tirol in Meran (1. Juli bis 26. November 2017).
Weiterführende Links:
Materialien für den Unterricht:
lehrerweb.at: Unterschied Katholizismus - Protestantismus
"Auf gut Teutsch": Luthers Fabeln, Luthers Lieder und vieles mehr