Prompt Packs im Bildungswesen: KI‑Prompts für Lehrpersonen, Schulleiter und Schüler

Was sind „Prompt Packs“?
Generative KI‑Modelle wie ChatGPT können sehr unterschiedliche Ergebnisse liefern, je nachdem, wie man sie anspricht. Ein Prompt Pack ist eine Sammlung gut durchdachter Eingabeaufforderungen (Prompts), die für eine bestimmte Zielgruppe und einen bestimmten Aufgabenbereich erstellt wurden. Die Prompts beschreiben klar, wer die KI sein soll, welche Aufgabe sie hat, welches Format erwartet wird und welche Einschränkungen gelten. Sie sparen Zeit, weil man nicht jedes Mal neu überlegen muss, wie man eine Anfrage formuliert, und sie helfen gleichzeitig, die Leistungsfähigkeit der KI optimal zu nutzen.
Gute Prompts sind präzise und strukturiert. Laut den Best‑Practice‑Empfehlungen von OpenAI sollte man die Anweisungen an den Anfang setzen, Kontext und Format durch Trennzeichen (z. B. „###“ oder Anführungszeichen) abgrenzen und möglichst genau beschreiben, welches Ergebnis erwartet wird. Ebenso sollte man beschreiben, wie lang oder detailliert die Antwort sein soll, Beispiele angeben und bei Bedarf bestimmte Abschnitte vorgeben. Ein Prompt Pack nutzt diese Prinzipien, indem es viele solcher durchdachter Anweisungen bündelt.
Im folgenden Abschnitt werden Prompt Packs für Lehrpersonen, Schulleiter und Schüler vorgestellt. Sie basieren auf öffentlich zugänglichen Beispielen sowie eigenen Anpassungen für den österreichischen Kontext. Die Beispielprompts sind Deutsch und können leicht an andere Fächer und Schulstufen angepasst werden. Platzhalter wie [Klassenstufe], [Fach] oder [Thema] sollten durch konkrete Angaben ersetzt werden.
Prompt Pack für Lehrpersonen
1. Unterricht planen
Lehrpersonen können ChatGPT nutzen, um Unterrichtseinheiten zu strukturieren, Aktivitäten zu entwickeln und Differenzierung zu planen. Eine Analyse der Universität San Diego betont, dass klare, fachspezifische Prompts bei der Planung helfen, etwa indem der Bezug zu Lehrplanstandards genannt wird.
Detaillierte Unterrichtseinheit planen:
„Erstelle einen detaillierten Unterrichtsplan für eine [Dauer]‑stündige Einheit im Fach [Fach] für die [Klassenstufe]. Das Thema lautet ‚[Thema]‘. Führe Lernziele (bezogen auf [Lehrplanstandard]), benötigtes Material, eine Schritt‑für‑Schritt‑Abfolge mit Zeitangaben, Differenzierungsstrategien für [z. B. DaZ‑SchülerInnen oder SchülerInnen mit Förderbedarf] und eine formative Evaluation auf.“
Aktivität gestalten:
„Nenne drei interaktive Aktivitäten, mit denen [Klassenstufe]‑SchülerInnen das Konzept ‚[Begriff]‘ im Fach [Fach] erlernen können. Beziehe [z. B. kooperative Lernformen, digitale Tools, Bewegung] ein.“
Einheitliche Unterrichtsreihe entwerfen:
„Skizziere einen dreiwöchigen Unterrichtsplan für [Fach] der [Klassenstufe] zum Thema ‚[Thema]‘. Beschreibe die wöchentlichen Schwerpunkte, exemplarische Lernaktivitäten, notwendige Materialien und mögliche summative Leistungsnachweise.“
2. Schreiben unterstützen und Materialien anpassen
Aufsatzideen und Strukturen:
„Liste fünf Themen für argumentative Aufsätze für [Klassenstufe]‑SchülerInnen auf und formuliere eine Beispiel‑Einleitung für eines der Themen.“
Lesetext vereinfachen:
„Schreibe den folgenden [Fach]‑Text über ‚[Thema]‘ in einer vereinfachten Sprache für Schülerinnen und Schüler, die auf dem Niveau der [niedrigeren Klassenstufe] lesen. Erhalte die Fachbegriffe, verwende aber einfache Sätze.“
Kreative Schreibanregungen:
„Erstelle fünf offene Schreibimpulse zum Thema ‚[Thema]‘ für [Klassenstufe]‑SchülerInnen, die sie zur Selbstreflexion und zum kreativen Schreiben anregen.“
3. Feedback und Bewertung
Formatives Feedback generieren:
„Gib konstruktives Feedback zu einem [Klassenstufe]‑Aufsatz über ‚[Thema]‘. Der Aufsatz hat eine klare Position, aber wenig Belege und eine unklare Struktur. Schlage Verbesserungen vor.“
Arbeit anhand eines Kompetenzrasters bewerten:
„Nutze das folgende Bewertungsraster [URL oder Dateiupload], um den beigefügten Text [Text hier einfügen oder Dateiupload] einer Schülerin/eines Schülers der [Klassenstufe] im Fach [Fach] zu bewerten. Gib für jedes Kriterium eine kurze Begründung.“
Feedback‑Bausteine erzeugen:
„Erstelle eine Sammlung positiver und konstruktiver Rückmeldungen für schriftliche Arbeiten in der Sekundarstufe I, gegliedert nach häufigen Problemen (z. B. Argumentationsstruktur, Rechtschreibung, Ausdruck).“
4. Klassenführung und Differenzierung
Regeln für den Umgang mit Technologie:
„Formuliere eine altersgerechte Richtlinie zur Nutzung digitaler Geräte im Unterricht für die [Klassenstufe]. Erkläre klar, wann und wie Geräte genutzt werden dürfen.“
Inklusive Differenzierung:
„Passe folgende Mathematikaufgabe: [Aufgabe einsetzen] an, damit sie für SchülerInnen mit [z. B. Lese‑Schwäche oder Aufmerksamkeitsdefizit] verständlicher wird. Beschreibe auch, wie die Aufgabe für leistungsstarke SchülerInnen erweitert werden kann.“
5. Kommunikation mit Eltern und Schüler:innen
Zwischenstand mitteilen:
„Verfasse einen kurzen Lernstandsbericht für die Eltern einer [Klassenstufe]‑Klasse in [Fach]. Hebe Stärken hervor, nenne Verbesserungspotenziale und gib konkrete Tipps zur Unterstützung zu Hause.“
Erinnerung an einen Termin:
„Formuliere eine freundliche Erinnerung an [SchülerInnen/Eltern] für die Abgabe des [Aufgabentyps] am [Datum]. Motiviere zur termingerechten Abgabe ohne Druck aufzubauen.“
Konfliktgespräch vorbereiten:
„Simuliere ein Elterngespräch zu einem wiederholten Regelverstoß (z. B. ‚Hausübungen werden nicht erledigt‘). Erstelle einen Gesprächsleitfaden mit Einstiegsfrage, aktiven Zuhörtechniken und Lösungsoptionen.“
Prompt Pack für Schulleiterinnen, Schulleiter und Schulverwaltung
1. Personalgewinnung und ‑entwicklung
Stellenausschreibung verfassen:
„Schreibe eine ansprechende Stellenausschreibung für eine Lehrkraft im Fach [Fach] an einer [Schulart] in Tirol. Beschreibe Aufgaben, Anforderungen, Schulprofil und Bewerbungsfrist.“
Interviewleitfaden erstellen:
„Erstelle einen dreistufigen Interviewleitfaden für die Auswahl einer Lehrkraft für [Fach]. Die erste Runde soll allgemeine pädagogische Erfahrungen abfragen, die zweite fachliche Kompetenzen und die dritte die Passung zum Schulteam.“
Fortbildungsplan planen:
„Entwirf einen Jahresplan für die berufliche Weiterbildung des Lehrpersonals an einer [Schulart]. Berücksichtige aktuelle Bildungsreformen in Österreich, pädagogische Schwerpunkte und digitale Kompetenzen.“
2. Schulorganisation und Qualitätssicherung
Sitzungsagenda strukturieren:
„Stelle eine Agenda für die nächste Lehrerkonferenz zusammen. Themen: Unterrichtsqualität, Digitalisierung, Schulveranstaltungen, Feedback der Schülervertretung. Weise jedem Punkt eine Zeit zu.“
Evaluationsbericht zusammenfassen:
„Fasse die Ergebnisse der internen Unterrichtsevaluation (anonymisierte Fragebögen) in einem Bericht zusammen. Hebe besonders positive Aspekte und dringende Handlungsfelder hervor und schlage Verbesserungsmaßnahmen vor.“
3. Kommunikation mit Lehrkräften, Eltern
Elternbrief formulieren:
„Schreibe einen Elternbrief zum Start des Schuljahres. Begrüße die Familien, stelle kurz das Jahresmotto vor und informiere über Termine wie Elternsprechtag und Projekte.“
4. Strategische Planung und Schulentwicklung
Schulprofil aktualisieren:
„Analysiere das aktuelle Schulprofil und schlage drei strategische Entwicklungsziele für die nächsten fünf Jahre vor, orientiert an Inklusion, Digitalisierung und Nachhaltigkeit.“
Risikoanalyse durchführen:
„Erstelle eine Risikoanalyse für die Einführung eines neuen digitalen Lernmanagementsystems. Berücksichtige Datenschutz, technische Infrastruktur, Schulung der Lehrkräfte und Akzeptanz durch SchülerInnen.“
Prompt Pack für Schülerinnen und Schüler
1. Schreiben und Literatur
Geschichte schreiben:
„Schreibe eine kurze Geschichte über eine Schülerin/einen Schüler, die/der zufällig eine versteckte Begabung entdeckt.“
Literarische Analyse:
„Analysiere die Themen Ehrgeiz und Verrat in Shakespeares ‚Macbeth‘. Erkläre, wie diese Themen durch Figuren und Handlung dargestellt werden.“
Perspektivwechsel:
„Verfasse ein Gedicht aus der Sicht einer historischen Persönlichkeit deiner Wahl.“
2. MINT‑Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)
Komplexes Konzept erklären:
„Erkläre das Konzept der Quantenmechanik so, dass es ein zehnjähriges Kind versteht.“
Historisches Tagebuch:
„Schreibe einen fiktiven Tagebucheintrag aus der Perspektive eines Soldaten im Ersten Weltkrieg.“
Zeitleiste erstellen:
„Erstelle eine Zeitleiste der wichtigsten Ereignisse des Kalten Krieges und erkläre kurz deren Bedeutung.“
Tipps zur Nutzung von Prompt Packs
Kontext anpassen: Ersetze Platzhalter ([Klassenstufe], [Fach] etc.) durch konkrete Angaben. Je präziser der Kontext, desto hilfreicher die KI‑Antwort.
Antworten kritisch prüfen: Verwende die KI als Ideengeber. Überprüfe Fakten, Quellen und didaktische Angemessenheit. Die UNESCO warnt vor möglichen Verzerrungen und empfiehlt eine menschenzentrierte Verwendung.
Datenschutz beachten: Gib keine personenbezogenen Daten (Namen, Adressen etc.) in Prompts ein. Beschreibe Situationen anonym und verwende neutrale Formulierungen.
Experimentieren und verfeinern: Falls die erste Antwort nicht passt, stelle Rückfragen oder präzisiere den Prompt. Mehrere Iterationen führen oft zu besseren Ergebnissen.
Rollen zuweisen: Bestimme in deinem Prompt, welche Rolle die KI übernehmen soll (z. B. „Handle als Unterrichtsplaner“ oder „Stell dir vor, du bist ein Personalreferent“). Das erleichtert dem Modell, den gewünschten Ton und Umfang zu treffen.
Prompt Packs sind ein wertvolles Werkzeug, um ChatGPT im Bildungsbereich gezielt einzusetzen. Sie bieten strukturierte Vorlagen für Lehrpersonen, SchulleiterInnen und SchülerInnen und erleichtern so die Unterrichtsplanung, Kommunikation und das Lernen. Entscheidender Erfolgsfaktor ist die Qualität der Prompts: Sie sollten präzise, kontextreich und ethisch verantwortungsvoll formuliert sein. Mit den oben genannten Beispielen und Tipps lassen sich vielfältige Aufgaben in Schulen österreichweit effizient unterstützen.
Quellen: Academy OpenAI , LinkedIn Matthias Kindt , Help OpenAI