Gewalt-Communities im Netz gefährden Jugendliche

Florian Wanner -
Beispielbild Gewalt im Netz Foto von Junior Teixeira: https://www.pexels.com/de-de/foto/halbgeoffneter-laptop-computer-am-tisch-eingeschaltet-2047905/

Die Bundesstelle für Sektenfragen hat eine aktuelle EUROPOL-Warnung bekannt gemacht, die insbesondere Lehrkräfte ernst nehmen sollten. EUROPOL beobachtet eine besorgniserregende Zunahme sadistischer und extrem gewalttätiger Onlinecommunities, die gezielt Kinder und Jugendliche ansprechen. Diese Gruppen normalisieren extreme Brutalität, üben digitale Erpressung auf Opfer aus und haben bereits vereinzelt junge Menschen bis in den Suizid getrieben. Die Warnung hebt hervor, dass Täter in sektenähnlichen Strukturen mit charismatischen Anführer:innen operieren, um sowohl neue Täter wie auch Opfer weltweit zu rekrutieren. Sie nutzen dazu Online-Gaming-Plattformen, Streamingdienste oder soziale Medien, um gezielt vulnerable Jugendliche anzusprechen, darunter Minderjährige zwischen 8 und 17 Jahren.

Gefahren und Warnsignale erkennen

Diese Onlinegruppen können auf viele Arten Schaden anrichten. Durch die Normalisierung extremer Gewalt sinkt die Hemmschwelle, wobei Kinder schrittweise an immer brutalere Inhalte gewöhnt werden. Oft werden Betroffene durch Erpressung und Drohungen fest an die Gruppe gebunden. Die Bundesstelle warnt, dass solche Gemeinschaften emotional überforderte oder einsame Kinder ansprechen und in einigen Fällen sogar Zugang zu Selbsthilfe- oder Unterstützungsgruppen finden, um Minderjährige zu rekrutieren. Daher sollten Lehrpersonen besonders wachsam sein bei auffälligem Verhalten. 

Sensibilisierung und Prävention im Schulalltag

Lehrkräfte können viel tun, um Schüler:innen zu sensibilisieren und zu schützen. Es empfiehlt sich, frühzeitig und altersgerecht über Gefahren im Internet zu sprechen. Regelmäßiges Thematisieren oder Workshops zu sicherer Mediennutzung fördern das Bewusstsein. Gemeinsames Reflektieren über Onlinestrukturen, Fragen wie „Welche Inhalte sind manipulativ?“ oder „Wie kann man problematische Begegnungen melden?“ stärken das kritische Denken. Ein Klima des Vertrauens ist dabei zentral. Schülerinnen sollten wissen, dass sie sich bei verstörenden Erlebnissen in Chats oder Gruppen jederzeit an eine erwachsene Person wenden können. Lehrkräfte können auch Medienkompetenzprojekte einbinden, etwa mit Fallbeispielen aus dem Netz, um die Thematik zu thematisieren, ohne zu reißerisch zu sein. Auch die Mitarbeit von Schulsozialarbeit oder externen Präventionsprogrammen schafft Unterstützung. In vielen Schulen bieten etwa Aufklärungsworkshops nützliche Materialien und ermutigen Jugendliche, aufmerksam zu sein.

Unterstützungsangebote und Ansprechpartner in Tirol

Sollte Unterstützung benötigt werden, gibt es in Tirol zahlreiche Stellen für Lehrkräfte und Familien:

Tiroler Schulpsychologie: Sie bietet kostenfreie Beratung und Unterstützung bei akuten Krisen. Es gibt ein dichtes Netz an Beratungsstellen und eine rund um die Uhr erreichbare Hotline (Österreichweit: 0800 211 320). Lehrpersonen können hier gezielt Fragestellungen zu Online-Gewalt, Mobbing oder Suizidgedanken besprechen.

Krisenintervention an Schulen (Land Tirol): Bei ernsten Vorfällen (z.B. Suizidgefahr oder Gewalttat) unterstützen spezialisierte Krisenteams der Tiroler Schulaufsicht. Unter krisenintervention.tsn.at finden Sie Notfallnummern und Handlungsanleitungen für Lehrkräfte.

Kinderschutz Tirol (Tiroler Kinder und Jugend GmbH): Diese Institution bietet Beratung und Hilfsmaßnahmen für von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche an. Sie arbeitet fächerübergreifend mit Psychotherapeutinnen und Sozialarbeiterinnen. In Innsbruck (und weiteren Standorten wie Wörgl, Lienz etc.) können Lehrpersonen oder Eltern sich direkt melden (z.B. Tel. +43 512 55 23 58, office [at] kinder-jugend [dot] tirol).

Saferinternet.at: Das österreichische Informationsportal unterstützt Lehrende mit kostenlosen Workshops, Leitfäden und Materialien zur digitalen Sicherheit. Das Angebot richtet sich an Schulen und Lehrer*innen, um Themen wie Online-Risiken, Cybermobbing oder Datenschutz zu behandeln. Informieren Sie sich über das Bestell- und Buchungssystem für Schulworkshops auf saferinternet.at.

Rat auf Draht (Notruf 147): Für Kinder und Jugendliche gibt es rund um die Uhr das Jugendtelefon Rat auf Draht (Telefon 147, gebührenfrei). Diese anonyme Hotline gehört zum österreichischen Safer-Internet-Netzwerk und ist 24/7 erreichbar. Betroffene Jugendlich oder besorgte Lehrpersonen können hier schnell Hilfe einholen oder sich beraten lassen.

kontakt&co ist die Tiroler Fachstelle für Suchtprävention und arbeitet im Auftrag des Landes Tirol sowie des Jugendrotkreuzes. Seit 1996 unterstützt sie Schulen, Familien und Gemeinden mit zielgruppenspezifischen Programmen, Materialien und Fortbildungen. Für Lehrpersonen bietet kontakt+co praxisnahe Unterstützung, um Suchtprävention nachhaltig im Schulalltag zu verankern.

 

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