Buchrezension: Ingrid Brodnig - Wider die Verrohung

Kerstin Kuba-Nimmrichter - Di., 21.01.2025 - 10:16

„Wer Wut säht, wird Aufmerksamkeit ernten.“

Ingrid Brodnigs Buch "Wider die Verrohung" thematisiert die gezielte Zerstörung öffentlicher Debatten durch Emotionen und Falschinformationen in sozialen Medien. Mit ihrem Werk gibt sie Strategien und Tipps, um auf Emotionalisierung und Fake News besser antworten zu können.

Sie argumentiert, dass negative Emotionen wie Wut zwar Aufmerksamkeit erzeugen, dies jedoch auch positive Gefühle wie Gruppenzugehörigkeiten aktivieren könnten.

Ziel gerichtet eingesetzter Unsinn und Eskalation scheinen nicht nur  in Social Media ein bewusstes Geschäftsmodell zu sein.

Strategisch gesetzter Unsinn verhindert wichtige politische Debatten. Doch die Autorin empfiehlt kritisch und vor allem im Dialog mit Andersdenkenden zu bleiben, um Spaltungen zu überwinden. Sie betont die Bedeutung von Mitgefühl und gemeinsamen Werten.

Ingrid Brodnig, freie Journalistin und Standard-Kolumnistin, beschreibt das Internet als verzerrtes Abbild der Realität. Bewusstsein und die Strategie im Hintergrund sollten möglichst viele Menschen kennen.

Die Autorin verweist auf zahlreiche Studien, die zeigen, dass die Mehrheit der Inhalte von wenigen Nutzern stammt und spickt ihre Kapitel mit Verweisen auf tatsächliche Posts und Begriffen wie "Illusory Truth Effekt" und "Rage Bait. Ihre Quellenverweise schaffen wissenschaftliche Redlichkeit, die zahllosen Beispiele machen es aber zu höchst lesbarer Literatur.

Diese verdeutlichen, wie wiederholte Aussagen und provokante Inhalte die öffentliche Meinung beeinflussen. Brodnig schlägt zudem. vor, die Design-Methoden sozialer Medien zu überdenken, denn provokante, emotionalisierende  Inhalte werden dort auch öfter angezeigt als andere. Brodnig wird nicht müde, einen respektvollen Umgang in (auch politischen) Diskussionen einzufordern. Die literarisch als ständige Warnerin und aufmerksam fungierende Beobachterin des Umgangstons tut dies jedoch ohne erhobenen Zeigefinger.

Brodig zeigt zudem die Verwendung von "Ad Hominem"-Argumenten in der Politik auf, die zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft führen können. Sie fordert eine rhetorische Abrüstung und empfiehlt, gegen verletzende Posts einzuschreiten und gegebenenfalls auch rechtliche Schritte zu unternehmen.

Letztlich ermutigt sie die Leser:innen sensibel für emotionalisierende Botschaften zu werden und aktiv gegen Polarisierung einzutreten, denn die Sprache unserer Politiker:innen schafft Realitäten und treibt Spaltung und Eskalation voran.

Rhetorische Tricks, aber vor allem Empathie und intellektuelle Demut können ein Rüstzeug für Menschen werden, die digitale Gewalt - in welcher Form auch immer - erleben.

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