5. Dezember 2025 - Krampustag

Krampustag: Angst und Freude im Klassenzimmer nutzen
Am 5. Dezember ist in Tirol Krampustag – ein Brauch, bei dem pelzige, teufelsähnliche Gestalten mit Masken durch die Straßen ziehen. Was bei einigen Kindern für leuchtende Augen sorgt, lässt andere vor Angst in Deckung gehen. Manche Familien begehen diesen Tag traditionell mit Nikolaus und Krampus, andere feiern nur im kleinen Kreis oder gar nicht. Diese bunte Vielfalt an Erfahrungen und Gefühlen in der Klasse ist kein Hindernis, sondern ein Aufhänger, um über Vielfalt und gelebte Inklusion zu sprechen. Statt Kinder mit dem Krampus zu ängstigen können Lehrpersonen den Brauch zum Gespräch über Anderssein und Zusammenhalt nutzen. Sätze wie „Wenn du nicht brav bist, holt dich der Krampus!“ hört man zum Glück heute kaum mehr.
Vielfalt willkommen heißen – Inklusion verstehen
Inklusion im Klassenzimmer bedeutet, dass alle Kinder, so verschieden sie auch sind, gemeinsam lernen. Eine inklusive Schule versteht sich als “Schule für alle, in der kein Kind ausgeschlossen und jedes Kind angemessen gefördert und unterstützt wird.”. Dabei wird Vielfalt als Bereicherung gesehen, von der alle profitieren. Inklusion bezieht sich nicht nur auf Behinderungen, sondern ebenso auf kulturelle, religiöse und sprachliche Unterschiede sowie unterschiedliche Begabungen.
Gerade zur Adventszeit treffen im Klassenzimmer verschiedene Bräuche und Weltanschauungen aufeinander, eine Chance, gegenseitigen Respekt und Offenheit zu fördern. Wenn wir Kindern zeigen, dass der furchteinflößende Krampus nur eine Verkleidung ist und hinter jeder Maske ein Mensch wie du und ich steckt, vermitteln wir die Botschaft: Anderssein ist okay, und niemand wird ausgeschlossen, nur weil er oder sie „anders” ist.
Praxis-Tipps: Gelebte Inklusion im Advent
Differenzierte Lernangebote: Gehen Sie auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen Ihrer Schülerinnen und Schüler ein. Bieten Sie Aufgaben in verschiedenen Niveaustufen oder Formaten an, damit jeder erfolgreich mitmachen kann. Zur Krampuszeit könnte z. B. ein Kind eine einfache Malübung zum Thema machen, während ein anderes eine kurze Präsentation über den Brauch vorbereitet.
Barrierefreie Zugänge schaffen: Achten Sie darauf, dass alle am Unterricht teilnehmen können. Nutzen Sie klare Sprache, größere Schrift und Bilder, damit auch Kinder mit Lern- oder Sehschwierigkeiten den Inhalt verstehen. Erklärvideos zum Krampusbrauch sollten idealerweise Untertitel haben, so verstehen auch Kinder mit Hörbeeinträchtigung oder geringen Deutschkenntnissen alles. Physische Barrieren im Klassenzimmer (Stufen, enge Räume) gilt es abzubauen, damit auch Schülerinnen und Schüler mit Mobilitätseinschränkungen ohne Hindernis dabei sein können.
Kultursensibel feiern: Gehen Sie respektvoll mit unterschiedlichen Traditionen um. Erklären Sie den Hintergrund des Nikolaus- und Krampusbrauchs, ohne Druck aufzubauen. Laden Sie Kinder ein, von eigenen Festen in ihrer Kultur zu erzählen, ob Weihnachten, Chanukkah oder ein anderer Brauch. Wichtig ist, dass kein Kind sich fremd oder ausgeschlossen fühlt, nur weil es den Krampus nicht kennt oder vielleicht Angst davor hat. Vielleicht bastelt die Klasse gemeinsam Krampus-Masken und spielt eine harmlose Schulszene nach, so wird aus dem unheimlichen Brauch ein spielerisches Lernen über Kultur und Empathie.
Soziale Integration fördern: Stärken Sie den Gemeinschaftssinn durch Zusammenarbeit. Kooperative Lernformen helfen, dass starke und schwächere Schülerinnen voneinander lernen. Beim gemeinsamen Adventbasteln kann jedes Kind seine Stärken einbringen. Der eine malt den Krampus, die andere schreibt einen kurzen Text, ein drittes Kind übersetzt Begriffe ins Englische. Solche Aktivitäten zeigen, dass jeder wichtig ist und geschätzt wird.
Vielfalt reflektieren – gemeinsam lernen
Der Krampustag bietet Lehrpersonen einen originellen Anlass, um über Vielfalt, Anderssein und Gemeinschaft nachzudenken. Fragen Sie Ihre Klasse doch einmal: Was finden wir unheimlich am Krampus? und kennt ihr Situationen, in denen euch etwas fremd war und dann vertraut wurde?
Solche Reflexionen helfen Kindern, Vorurteile abzubauen und Offenheit zu entwickeln. In einem inklusiven Klassenzimmer wird Vielfalt jeden Tag gelebt. Alle gehören dazu, mit all ihren Stärken, Schwächen und Eigenarten. Wenn Schülerinnen und Schüler erleben, dass Unterschiede weder mit Rute bestraft noch versteckt werden müssen, entsteht eine Atmosphäre von Vertrauen und Toleranz. So wird aus dem traditionellen Krampusbrauch im Dezember mehr als nur ein Gruselspektakel, nämlich ein Lernmoment über das Miteinander, der weit über den Advent hinaus wirkt.