Hitler-Tagebücher

Tiroler Bildungsservice - TiBS - Mo., 30.10.2017 - 16:06
KujauBy Achim Necker - Own workcommons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8691360CC BY-SA 3.0

1981 erwarb Gruner + Jahr, eines der größten deutschen Verlagshäuser, zunächst für den Preis von 100.000 DM (Deutsche Mark) [ca. 51.000 Euro] und später zum Preis von 200.000 DM pro Band Exemplare der vermeintlichen geheimen Tagebücher Adolf Hitlers.

1983 wurden mit der Schlagzeile "Hitlers Tagebücher entdeckt" Auszüge aus diesen Büchern im Nachrichtenmagazin Stern veröffentlicht, ohne das endgültige Ergebnis der Echtheitsuntersuchungen des Bundeskriminalamtes abzuwarten. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Stern (eine Publikation von Gruner + Jahr) bereits 62 Bände der Tagebücher für 9,3 Mio. DM [ca. 4,8 Mio. Euro] gekauft.

Die Tagebücher waren eine Fälschung und die Veröffentlichung ein Skandal. Der Fälscher Konrad Kujau (im Bild oben) versah jeden Band der Tagebücher am Einband mit Initialen im Schrifttypensatz Engravers Old English normal. Da ihm der Buchstabe A (für Adolf) fehlte, oder er sich mit den Schriften nicht auskannte, verwendete er einfach ein F.

Buchstaben "FH" und darunter "AH" in alter SchriftVon Kuebi = Armin Kübelbeck - Eigenes Werkcommons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23588610Gemeinfrei

Zitat aus dem Film "Schtonk!"

Fritze Hitler hieß er ja wohl nicht.

Die Gutachten des Bundeskriminalamtes ergaben zweifelsfrei, dass bestimmte Materialien, aus denen die Tagebücher bestanden, erst nach dem Zweiten Weltkrieg hergestellt worden waren.

 

Und so kam es zu einem Nachspiel vor Gericht. Kujau legte ein Geständnis ab, alle 62 Tagebuchbände selbst geschrieben zu haben. Er wurde wegen Betrugs in Tateinheit mit Urkundenfälschung zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt.

 

Der Stern musste sich öffentlich entschuldigen, die Chefredaktion trat zurück. Die "Jahrhundertaffäre" um die gefälschten Tagebücher ist ein Lehrbuchbeispiel der Medienethik.

 

Verwendete Quelle:

Wikipedia - Hitler-Tagebücher [Permalink: 01.11.2017]

 

Tipp:

1992 erschien die satirische Filmkomödie Schtonk! Der Film persifliert die Vorgänge um den Skandal der Fälschungen.

 

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